On the road

On the road 1

28. August 2019

Ein bisschen mit schwerem Herzen verliessen wir unsere schöne Unterkunft und machten uns auf in Richtung unseres nächsten grossen Ziels: Seattle. Von Bozeman nach Seattle sind es satte 1100 km. Da wir nicht einfach nur die Interstate runterblochen wollen, haben wir die Strecke in drei Tage aufgeteilt und uns ein paar interessante Ziele am "Wegesrand" ausgesucht. 


Montana ist ein Staat mit sehr viel Platz. Man fährt stundenlang durch endlose Weiten, begrenzt nur von den Bergen. Das Vieh und die Pferde leben hier wirklich im Paradies. Sie haben riesige Weideflächen zur Verfügung und nur ganz selten sieht man mal ein Haus oder eine Farm. Von Bozeman nach Butte, unserem ersten Ziel, waren es immerhin 140 km auf denen wir von der Interstate aus nur Weite gesehen haben. Butte ist eine alte Bergarbeiterstadt. Wie so oft sind solche Städte mit Entdeckung der Bodenschätze schnell gewachsen. Werden die Minen geschlossen, bleibt nur eine hohe Arbeitslosigkeit. Zuerst wurden Ende des 19. Jahrhunderts Gold und Silber gefördert, später dann als mit der Elektrifizierung mehr Kupfer benötigt wurde, hat man sich darauf konzentriert. 1981 wurde die letzte Mine geschlossen und seitdem lebt der Ort nur vom Tourismus und von der dort beheimateten Montana Tech University. Eine der Minen ist heute ein Museum und kann besichtigt werden. Wir haben uns allerdings gegen eine geführte Tour entschieden und nur das Museum angeschaut. Obwohl diese Mine bereits vor 60 Jahren geschlossen wurde, sind noch viele Originalmaschinen und auch die Fördertürme erhalten. Viele Fotos und Berichte zeigen das harte der Leben der Bergarbeiter, die vor allem irischer Abstammung waren. Noch heute ist gemäss der Volkszählung von 2002 jeder vierte Bewohner Nachkomme von irischen Einwandern (höchster Anteil in den USA).


Weites Land

Nach diesem wirklich interessanten Museumsbesuch schauten wir noch kurz im "Bookshop" der Montana Tech vorbei. Da ich Football und die amerikanschen Colleges/Museen mag, wollte ich unbedingt ein Cap und/oder T-Shirt haben. Die meisten Unis und Colleges haben Football, Eishockey und Teams aus verschiedenen anderen Sportarten. Im Football gibt es unterschiedliche Ligen und die ganze Stadt geht zu den Spielen. Gute Universitäten haben eigene Stadien mit 80'000 Plätzen. Die Montana Tech Orediggers spielen in einem etwas kleineren Stadion, aber immerhin sieht es chic aus und ein paar Hundert Zuschauer passen auch rein. Mein T-Shirt und Cap habe ich bekomme. Die Studenten tragen diese Hoodies und T-Shirts mit viel Stolz und bleiben ihrer Uni oft ein Leben lang verbunden, das würde ich mir bei uns auch wünschen. 

Weiter ging es jetzt durch Montana in Richtung Deer Lodge. Hier wollten wir uns die Grant Kohrs Ranch anschauen. Irgendwie war uns nicht ganz klar, was uns dort erwartet. Die Ranch ist zwar im Reiseführer sehr prominent vertreten, aber was man genau anschauen kann, war im Vorfeld nicht zu erfahren. Der Parkplatz war dann auch komplett leer, aber immerhin sass jemand offizielles da und hat uns begrüsst und gesagt wo wir hin müssen. 


Die Ranch ist eine der grossen Rinderfarmen aus den Zeiten des Wilden Westens. Alles ist noch orignal erhalten und ein Teil der Ranch wird sogar heute noch betrieben. Zunächst erkundeten wir ein wenig das Gelände. Obwohl es sehr wenig Besucher gab, waren überall Helfer und Angestellte, die einem alles erklärten und Geschichten aus der alten Zeit erzählten. Der Museumsteil der Ranch wird heute vom Nationalpark Service betrieben und entsprechend professionell und informativ ist alles. Es waren auf jedenfall mehr Mitarbeiter vor Ort als Besucher, aber so kommt man an alles besser ran und es macht auch mehr Spass. In der Schmiede stand ein Schmied, der dort heute noch Ersatzteile für die alten Geräte herstellt und den Touristen Geschichten erzählt. Ein Cowgirl ritt auf dem Gelände herum und beantwortete Fragen und an einem alten Planwagen bekamen wir einen Cowboy Kaffee. Der wurde über dem Feuer in einer Blechkanne gekocht und sollte sehr stark sein. Die Amis tranken ihn auch sehr vorsichtig. Für mich war es der erste amerikanische Kaffee der geschmeckt hat.

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Bei einer Führung durchs Herrenhaus bekamen wir dann auch die Geschichte der Farm erzählt. Ein Kanadier hat hier diese Farm gegrüdnet und dann später einem Deutschen (Kohr) aus Hamburg verkauft, der eigentlich in Kalifornien Gold finden wollte und dann als Metzger in Montana landete. In diesen harten Zeiten, hat dieser die Ranch dann ausgebaut. Nachdem die Büffelherden abgeschlachtet waren und immer mehr Siedler gen Westen zogen, wurde das Rindfleisch dringend benötigt. Ein paar Mal stand die Farm aber auch vor der Pleite. Der einzige Sohn Kohr's starb in seiner Jugend, seine beiden Töchter hatten kein Interesse am harten Leben auf der Farm. Nur ein Enkelsohn verbrachte seine Sommerferien immer hier und später kaufte er, nach dem Tod seines Grossvaters die Farm aus dem Erbe seiner Grossmutter ab. Das war Ende der 1930er Jahre. Danach verschloss er das Haus um die Erinnerung an seinen Grossvater zu konservieren und führte die Farm von Nebengebäuden aus. Erst Anfang der 70er Jahre wurde das Haus als Museum wieder geöffnet. Dadurch sind 96% der Gegenstände im Haus original und fast alle noch in einem sehr guten Zustand. Leider durfte man im Haus nicht fotografieren. Die Frau die uns durchs Haus führte, hat sich auch sehr gefreut, dass wir aus der Schweiz kommen. In diesem Teil der USA landen wohl eher weniger internationale Touris. Das war das beste Freiland Museum, das wir bis jetzt in den USA besichtigt haben.

My Place Hotel Missoula

On the road 2

29. August 2019

Heute stand neben der Fahrt zu unserem nächsten Stopp in Spokane nur Shopping auf dem Programm. Eigentlich wollten wir erst in Spokane shoppen, dann merkten wir aber, dass es in Montana keine Steuern gibt. Jeder Staat der USA hat seine eigenen Steuern. Das bedeutet, dass der Preis auf dem Produkt nie der ist, den man auch bezahlt. Es werden immer noch ein paar Prozent aufgeschlagen. Wie genau das funktioniert findet man nicht raus, aber mit 10% mehr sollte man immer rechen. Wenn also 3.99$ auf dem Produkt steht bezahlt man zum Beispiel 4.38$. In Montana gibt es jedoch keine Sales Tax, d.h. es gilt immer der ausgeschriebene Preis. Deshalb beschlossen wir die Mall in Missoula, Montana zu besuchen und nicht die in Spokane, Washington.


Zuerst ging es aber noch zum Frühstück zu "ihop", einem Pfannkuchen Restaurant. Vier Pfannkuchen mit Blaubeeren waren zum Schluss aber mindestens einer zu viel. Aber sie haben sehr gut geschmeckt. Man kann aber neben verschiedenen Pfannkuchen auch normal Rührei mit Speck usw. essen.

So kamen wir erst am Nachmittag auf die Interstate in Richtung Spokane. Das weite Land endete dann irgendwann und wurde abgelöst von ziemlich hohen Bergen, durch die sich die Interstate schlängelte. Das waren die letzten Ausläufer der Rocky Mountains, die wir jetzt endgütlig hinter uns lassen. Wir überquerten die "Grenze" nach Idaho und kurz danach die nach Washington.


Spokane ist eine Stadt mit 200'000 Einwohnern durch die der Spokane River fliesst. Mitten in der Stadt gibt es zwei Wasserfälle, um die herum ein Park angelegt ist. An diesem Wochenende fand dort das "Pig out in the Park" statt, ein Musik und Foodfestival. Die ganze Stadt ist auf den Beinen und hört Musik oder versorgt sich an einem der vielen Essen-Stände. In der Mitte steht ein schön beleuchteter Pavillon, der erst im September eingeweiht wird. Hier werden in Zukunft Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden.

Oxford Suites

Vierbettzimmer auf 2 Zimmer verteilt

On the road 3

30. August 2019

Heute stand die letzte Etappe nach Seattle an, oder genauer gesagt nach Kenmore einem Vorort von Seattle, wo wir ein Air BnB Haus für drei Nächte gemietet hatten. Zunächst hiess es mal wieder einpacken wie jeden Morgen. Obwohl wir nur alle 3 bis 4 Nächte die Koffer rausholen und in den Nächten dazwischen nur kleine Taschen mitnehmen, ist es doch immer viel was wir mitnehmen. Es kommen noch eine grosse und eine kleine Kühlbox, ein Rucksack, diverse Tüten und die Tasche mit der Kaffemaschine dazu. Das Auto ist jedenfalls bis zum Rand gefüllt. 

Die letzten zwei Tage sind wir nur auf der Interstate 90 gefahren. Diese würde uns auch nach Seattle bringen, aber wir entschieden uns für die andere Strecke, die nicht ganz so schnell aber interessanter war. Ebenen und Berge wechselten sich ab und wir fuhren immer wieder durch kleine Orte. Besonders lustig fanden wir das Visitor Center in Wilbur. Die Leute haben offensichtlich Humor. Vielleicht meinen sie es auch ernst, immerhin gibt es ein Museum, einen Golfplatz und ein Schwimmbad. Irgendwann kamen wir dann aus den Bergen ins Tal des Columbia River. Plötzlich eine ganz andere Landschaft. Überall Obstbäume mit Äpfeln und Pfirsichen dran. Alle paar Meter gab es einen Verkaufsstand für frisches Obst und die Äpfel sind wirklich sehr gut und saftig. Kilometerlang nur Obstplantagen und ein paar Fabriken, die alles gleich verpacken und verarbeiten.

Kurz nach dem Columbia River führt die Strasse durch Leavenworth. Hier gab es früher einen bedeutenden Güterbahnhof. Irgendwann wurde die Eisenbahstrecke verlegt und der Bahnhof geschlossen. Daraufhin brach die Wirtschaft zusammen und Leavenwort drohte zu einer Geisterstadt zu werden. Da beschlossen die Einwohner in den 1960er Jahren aus ihrem Dorf eine Touristenattraktion zu machen, in dem sie es zu einem bayrischen Alpendorf umbauten. Wenn schon, denn schon! Sie haben es wirklich gut hingekriegt und viele Häuser an der Hauptstrasse im bayrischen Stil gebaut. Es gibt Biergärten und bayrische Gaststätten. Wirklich schön gemacht und dass ohne historischen Hintergrund. Es gibt keine deutschen Einwanderer oder so, die das angetrieben hätten. Nur ein paar Fans, die dass mit Herzblut gemacht und ganz genau abgeschaut haben. Heute kommen jedes Jahr 2 Mio. Besucher und praktisch alle Einwohner leben vom Tourismus. Wir waren dann im Andreas Keller essen. Das Restaurant liegt sinnigerweise im Keller. Es gibt auch keinen Andreas Keller, aber immerhin einen Koch aus Hessen. Bratwurst und Sauerkraut haben auch ganz gut geschmeckt. Für deutsche Auswanderer ist Leavenworth sicher eine gute Möglichkeit das Heimweh für eine Weile zu vergessen.

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Von Leavenworth war es jetzt nicht mehr sehr weit bis nach Kenmore bei Seattle. Das Air BnB hatten wir schnell gefunden und der Schlüssel war dank Schlüsselbox auch da. Das Haus ist gross und sehr schön. Wir können das Auto in die Garage fahren und mal wieder alles auspacken. Ausserdem kann man so am besten mal wieder Wäsche waschen. Einkaufen mussten wir auch noch. Leider erschwischten wir einen Walmart in dem es keine frischen Produkte gab, also kein Fleisch und kein Obst oder Gemüse. Es gab praktisch nur Tiefkühlware und Mikrowellen essen. Gesund ernähren kann man sich hier nicht. Unsere geplanten Spaghetti fielen also mangels Hackfleisch flach und Abendessen gab es dann einfach bei Panda Express, einem Fastfood Restaurant für chinesisches Essen. Hat sehr gut geschmeckt. Morgen brauchen wir wieder Kraft, denn es geht nach Seattle.