Nach dem quirligen Whistler sollte heute das Kontrastprogramm folgen. Unser Ziel hiess Clearwater. Das ist der Eingang zum Wells Gray Provincial Park. Mit 450 km unsere bisher längste Tagesstrecke und das nicht auf einer Autobahn sondern grösstenteils Landstrassen. Deshalb hatten wir auch nicht viele Zwischenstopps eingeplant. Nur ein Wasserfall sollte es heute sein und der kam schon 25 km hinter Whistler, der Nairns Fall
Das man am Parkplatz von Bärenwarnschildern empfangen wird ist ja inzwischen normal, dass aber steht wann der letzte Bär gesehen wurde, hatten wir noch nicht. Es war schon eine Woche her. Ist das jetzt gut oder schlecht? Ist der weitergezogen oder wäre es mal wieder an der Zeit? Naja man weiss es nicht. Bärenspray haben wir immer dabei und so nahmen wir den guten Kilometer bis zum Wasserfall in Angriff. Der Weg ging wunderschön immer am Fluss entlang und wir waren Anfangs ziemlich alleine. Später wurden es dann immer mehr Touristen, die den Weg zum Wasserfall praktisch gerannt sind. Teilweise mit Badelatschen und ohne mal einen Blick auf den Fluss oder die schöne Umgebung zu werfen. Naja jeder wie er will.
Der Nairn Fall war dann auch sehr schön, leider etwas schwierig zu fotografieren. Er bestand aus zwei Wasserfällen und das Wasser donnerte mit ungeheurer Kraft nach unten.
Nach diesem schönen Spaziergang mit Wasserfall ging es jetzt weiter in Richtung Kamloops. Nach einer Weile zeigte ein Schild an, dass es die nächsten Kilometer bergauf gehen würde und dass es kein Handy Empfang geben würde. Wir fuhren langsam immer höher und tatsächlich war der Handy Empfang nach kurzer Zeit komplett weg. Das GPS funktionierte immerhin und es gab eh nur eine Strasse. Und das für die nächsten 160 km. Die Höchstgeschwindigkeit lag zwischen 60 und 80, so dass sich das ganz schön hinzog, obwohl es landschaftlich wunderschön war. Wir konnten Gletscher und schöne Seen sehen und der Verkehr hielt sich auch in Grenzen.
Irgendwann tauchte dann mal aus dem nichts ein Dorf oder Kleinstadt auf. Da konnte man nach über 100 km auch mal wieder tanken und Handy Empfang gab es auch ganz kurz, bis wir wieder raus waren. Die Landschaft änderte sich jetzt aber radikal. Von dem vielen Grün war nichts mehr zu sehen. Alles sah eher nach Wüste aus. Hier regnet es wohl nicht sehr viel im Schatten der grossen Berge. Nur wo bewässerte wurde wuchs etwas. Das sah nicht so schön aus und auch die Häuser wirken hier ziemlich trist und ärmlich.
In Kamloops haben wir dann Vorräte aufgefüllt, denn die nächsten beiden Nächte schlafen wir im Wells Gray Park. Das Örtchen Clearwater ist schon recht klein und hat keinen Handyempfang, von dort ging die Strasse aber noch 25 km bis zu unserer Cabin. Die Across the Creek Cabins stehen mitten im Wald, und bestehen aus 3 kleinen Cabins. Einsamer und idyllischer geht es nicht. Als wir ankamen war niemand im Office. Es hing ein Zettel an der Tür auf dem stand, dass wir Cabin 3 haben und der Schlüssel drinnen liegt. Die Cabin ist rustikal, aber sehr sauber und gemütlich. Ein guter Ort zum runter kommen, nach der ersten Woche. Sogar WLAN gibt es und wir können nach mehreren Stunden mal wieder Online gehen.
Da wir wussten, dass es einen Grill gibt, hatten wir uns in Kamloops feine Steaks gekauft. Als ich dann so in der Dämmerung am Grill stand, habe ich mich schon immer wieder umgeschaut, ob nicht doch ein Bär was von meinem Steak abhaben will. Aber es liess sich keiner blicken.
Heute ging es also in den Wells Gray Park. Auf dem Programm standen wieder mehrere Wasserfälle. Das wird nie langweilig, denn jeder ist anders und auf seine Art wieder schön und beeindruckend. Sie führen auch alle sehr viel Wasser, was es noch schöner macht.
Zuerst mussten wir etwas zurück in Richtung Clearwater zum Spahat Fall. Ein sehr schöner und sehr hoher Wasserfall. Es war nur ein kurzer Fussweg vom Parkplatz zur Aussichtsplattform.
Nach diesem schönen Auftakt ging es weiter zu den Dawson Falls. Dieser Wasserfall beeindruckt nicht durch seine Höhe, sondern durch seine Breite. Er wird auch Little Niagara genannt. Auch hier stürzen sich wieder gewaltige Wassermassen runter. Es ist aber nicht der gleiche Fluss wie vorher.
Jetzt aber weiter zu den Helmcken Falls. Das sind die bekanntesten Wasserfälle im Wells Gray Park. Dafür mussten wir aber erstmal den Fluss über eine schmale Holzbrücke überqueren. Der Verkehr hier im Park ist sehr angenehm. Es kommt einem zwar alle paar Minuten ein Auto entgegen, aber die Parkplätze sind maximal halb voll und an den Aussichtspunkten ist man entweder allein oder teilt sie sich mit wenigen Touristen. Asiaten sieht man hier im Gegensatz zu unseren vorherigen Stationen praktisch keine mehr, dafür viele Deutsche und Schweizer.
Die Helmcken Falls waren wirklich sehr schön und nochmal gewaltiger als die beiden davor. Eine ungeheure Kraft die das Wasser entwickelt während es in die Tiefe stürzt. Nach den Helmcken Falls hört dann die befestigte Strasse auf. Hier ist man schon gut 40km von der Zivilisation, sprich der nächsten Stadt entfernt und jetzt sollte es also nochmal 15 km auf unbefestigter Strasse tiefer in die Wildnis gehen. Eigentlich darf man ja mit Mietwagen nicht auf unbefestigten Strassen fahren, aber die wissen das ja nicht.
Dann kamen wir zu Baileys Chute. Kein Wasserfall sondern Stromschnellen, die knapp einen Kilometer vom Parkplatz entfernt waren und ebenso beeindruckend sind. Einfach Natur pur.
Da wir heute nur immer kurze Wege vom Parkplatz zu den Wasserfällen hatten, sollte es hier nochmal ein kleine Wanderung sein, Wir hatten uns den West Lake Loop ausgesucht. Eine gut 4km lange Wanderung vom Baileys Chute aus, Also von und bis zum Parkplatz 6km. Uns kam dann noch ein älteres kanadisches Paar entgegen, die meinten es sei wunderschön, aber sie seien zwar weit gelaufen, hätten aber keine Abzweigung für einen Loop gesehen und hätten deswegen wieder umgedreht. Wir liefen also mal los. Die zwei waren dann für die gesamte Wanderung die letzten beiden die wir gesehen haben, Es kam uns keiner entgegen und niemand holte uns ein. Zum Glück haben wir das Bärenspray. Nach kurzer Zeit kamen wir dann an den Marcus Falls vorbei. Ein wunderschöner wilder Wasserfall. Danach ging es noch knapp 2 Kilometer weiter bis zum Myanth Fall. Danach machte der Weg dann einen deutlichen Knick in die Gegenrichtung, so dass klar war, dass hier der Loop wieder zurück führt. Es ging dann noch ziemlich hoch und runter und am schönen West Lake entlang zurück zu Baileys Chute. Auch wenn uns etwas mulmig war, war es eine sehr schöne kleine Wanderung.
Nach so viel Abenteuer waren wir hungrig und fuhren zu einem Picknickplatz, den wir schon auf der Hinfahrt gesehen hatten. Wir mussten ja eh die ganze Strecke zurück fahren. Am Clearwater River haben wir dann gemütlich unsere Kühlbox geleert, bevor wir uns wieder in Richtung unserer Cabin auf den Weg machten. Schön wars im Wells Gray Park.