Revelstoke und Yoho NP

Von Clearwater nach Revelstoke

31 August 2024

Eigentlich wäre jetzt unsere nächste Station das schöne Örtchen Jasper gewesen. Doch leider hat es dort Ende Juli einen heftigen Waldbrand gegeben, der zuerst einen grossen Teil des Nationalparks und danach auch die Stadt Jasper hart getroffen hat. Ein Drittel der Stadt sind abgebrannt und viele Hotels gibt es einfach nicht mehr. Das was wir gebucht hatten steht zwar noch, aber der Park wurde bis auf weiteres geschlossen und auch alle Hotels sind zu. Dadurch mussten wir eine Alternativroute planen und haben schon vor Antritt der Reise umgebucht. So ging es heute nach Revelstoke. Ein kleiner Skiort den wir in der letzten Wochen unserer Reise noch ein mal besuchen werden. So verliessen wir also unsere gemütliche Cabin in der Wildnis in dem Wissen, dass wir diese Ruhe und Einsamkeit noch vermissen werden. Zuerst ging es die 25km zurück nach Clearwater, wo wir uns schon auf unser Frühstück bei Tim Hortons freuten. Die Kette kennen wir noch von unserem ersten Kanada Urlaub vor 8 Jahren und gehen gerne dorthin zum Frühstück oder auch mal für einen Snack zwischendurch. 

Frühstück bei Tim Hortons

Da der Weg über Jasper gesperrt war, ging es von Clearwater wieder zurück nach Kamloops, die Strecke die wir ja schon vor 2 Tagen gefahren sind. Nach einem Tankstopp fuhren wir dann auf dem Trans-Kanada-Highway weiter in Richtung Revelstoke. Mit dem Trans-Kanada-Highway ist es so eine Sache. Man kommt immerhin schnell vorwärts, da oft 100 km/h erlaubt sind, was bei einer Etappe von 360km ganz angenehmen ist. Allerdings ist er häufig wie eine Autobahn mit viel Verkehr. Die Kanadier kümmern sich auch nicht wirklich um Speed Limits, es wird einfach möglichst schnell gefahren. Auch wenn ich immer "10 km/h drüber" war, hatte ich schnell wieder einen Pickup am A... der überholen wollte. Sogar die LKW's fahren deutlich schneller als erlaubt. Dabei sind die meisten doch im Urlaub und sollten etwas mehr diese schöne Landschaft geniessen. Man hat das Gefühl alle wollen nur möglichst schnell von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten.

Der Trans-Kanada-Highway (Trans-Canada Highway) ist eine der längsten Nationalstraßen der Welt und erstreckt sich quer durch Kanada von der Ost- bis zur Westküste. Mit einer Länge von etwa 7.821 Kilometern verbindet er Städte wie St. John’s in Neufundland und Labrador im Osten mit Victoria in British Columbia im Westen. Der Highway wurde 1962 offiziell eröffnet und durchquert atemberaubende Landschaften, darunter die Rocky Mountains, Prärien, Seen und Wälder. Er ist eine wichtige Verkehrsader, die nicht nur für den Gütertransport, sondern auch für den Tourismus von großer Bedeutung ist. Entlang der Strecke gibt es viele Sehenswürdigkeiten und Naturwunder, die ihn zu einer beliebten Route für Reisende machen.

Abgebrannte Bäume auf dem Weg nach Kamloops

Keine sehr schöne Gegend zwischen Clearwater und Kamloops

Nach Kamloops wurde es landschaftlich etwas schöner. Immer wieder führte der Weg an riesigen Seen vorbei. Mehr als einmal fuhren wir mehr als eine halbe Stunde am Ufer eines Sees entlang. In Salmon Arms hielten wir dann an, um uns etwas die Beine zu vertreten. Richtige Raststätten oder auch nur Pausenparkplätze gab es auf dem Trans-Kanada-Highway nach Kamloops nicht. In der schönen Marina von Salmon Arms konnten wir aber mal den Blick auf den See in Ruhe geniessen. Wie an vielen Orten gibt es hier eine Boat Ramp und die Kanadier kommen mit ihren riesigen Pickups und dem oft ebenfalls riesigen Boot auf dem Hänger hier her, fahren rückwärts die Rampe runter ins Wasser und das Boot ist startklar. Für den Pickup samt Hänger gibt es 50m weiter einen Parkplatz. So einfach kann das sein. Keine Liegegebühren, und jede Woche ein anderer See zum Böötle.

Die Marina in Salmon Arms

Die weiteren Kilometer nach Revelstoke vergingen recht schnell und so kamen wir schon am frühen Nachmittag an. Revelstoke ist einer der ältesten Ski Orte Kanadas. Überall werben Schilder für Heliskiing. Im Sommer sollte man auf den Mount Revelstoke fahren. Ein gut 1900m hoher Berg direkt bei Revelstoke. Im Visitor Center sagte man uns, dass jetzt um halb zwei eine Wartezeit von über eine halben Stunde zu erwarten sei, bevor man hochfahren dürfe. Wir sollten uns doch noch die Stadt anschauen. Was wir dann auch taten. Allerdings war das ziemlich ernüchternd. Was gross als Revelstoke Downton angekündigt war, waren nicht mehr als 4 oder 5 Outdoorgeschäfte, ein etwas schmuddelig wirkender Souvenirladen und ein paar Restaurants. Wir dachten zuerst, dass wir noch gar nicht in Downtown sind. Eine Statue von Isabel Patricia Coursier ist noch erwähnenswert, die eine der ersten weiblichen Ski Springerinnen war und in ihrer Heimatstadt Revelstoke in den 20er und 30er Jahren mehrere Rekorde aufstellte. Ausserdem fuhr sie 1963 als erste Frau den gesamten Trans-Kanada-Highway mit dem Fahrrad.

Isabel Patricia Coursier

Nach der doch ziemlich entäuschenden Innenstadt ging es jetzt auf zum Mount Revelstoke. Dabei handelt es sich um einen Nationalpark. Den Jahrespass, der sich schon ab ca. drei Parks lohnt, hatten wir schon lange vorher online bestellt. Nach kurzer Wartezeit konnten wir dann auch die 25 km zum obersten Parkplatz hochfahren. Von dort aus führt ein 2km langer Wanderweg auf den Gipfel. Angesichts der vielen Leute liess ich mein Bär-Spray für heute mal im Auto. Da kommt sicher kein Bär...

Der schöne Weg führt auf den Gipfel des Mount Revelstoke

Als wir oben angekommen sind, kamen wir an einem schönen kleinen See vorbei und wunderten uns über ein junges Paar dass nahe beim Ufer stand und aufgeregt Fotos machte. Und dann sahen wir warum sie so aufgeregt waren. Im Wasser schwamm ein Schwarzbär. Was für ein Schauspiel. Er schwamm gemütlich ein bisschen und stieg dann aus dem Wasser, ass ein paar Beeren und trottete gemütlich weiter. Immer mehr Leute wurden jetzt auf ihn aufmerksam, einige waren unbewusst viel zu nah dran und wurden gewarnt, andere wollten ihn unbedingt sehen und liefen ihm nach. Einerseits verständlich dass jeder sein Foto will, andererseits steht überall man soll den Bären Raum lassen und sie nicht bedrängen. Aber die Menschheit ist im Durchschnitt nicht intelligent genug und so wurde es dem Bär zu viel und er verschwand. Wir waren froh, hatten wir unser Foto ohne ihn gestört zu haben. Was für ein beeindruckendes Tier. Kurz danach kamen ein paar Schweizer die auf ihrer ganzen Rundreise keinen Bär gesehen hatten und waren sehr enttäuscht dass sie ihn verpasst hatten. Wir drücken die Daumen dass es noch klappt.

Nachdem sich unsere Freude und Aufregung etwas gelegt hatte, schauten wir uns noch das alte Feuerwachhaus auf dem Gipfel an, das bis in die späten 80er Jahre besetzt war um Waldbrände zu entdecken. Was für eine fantastische Aussicht von hier oben. Die Landschaft ist atemberaubend und wunderschön. Ringsum diese Weite, Berge, Gletscher.. so ähnlich hatten wir es erhofft und doch beeindruckt es einen nochmal sehr.

Das alte Feuerwachhaus

Revelstoke

Sehr zufrieden wanderten wir wieder zum Auto zurück und fuhren runter nach Revelstoke. Das Hotel war heute mal eine herbe Enttäuschung. Das Regent Hotel Revelstoke hat definitiv schon bessere Zeiten erlebt. Teppich aus den 80er Jahren und auch sonst alles sehr alt. Das Zimmer war zwar sauber, aber obwohl absolutes Rauchverbot herrschte stank alles nach kaltem Rauch. Das Essen im Steakhaus im Hotel dagegen war mit das Beste was wir bis jetzt hatten. Das war zwar auch nicht schwer, denn kulinarisch sind wir bisher noch nicht verwöhnt worden in Kanada. 

Yoho Nationalpark

1. September 2024

Wir waren nicht sehr traurig, dass wir aus Revelstoke und dem Hotel weg fuhren. In knapp 2 Wochen sind wir ja nochmal hier, aber dann haben wir ein besseres Hotel. Heute ging es nach Lake Louise. Aufgrund der Situation in Jasper haben wir dort nochmal zwei Nächte gebucht und sind insgesamt jetzt vier Nächte dort, in zwei verschiedenden Hotels. Ein Navi hätten wir heute nicht gebraucht, bis zu den Wapta Falls, unserem ersten Ziel heute, ging es 171km geradeaus auf dem Trans-Kanada-Highway. 

Die Strecke bis Golden ist sehr schön und füht durch Wälder, Immer wieder gibt es schöne Ausblicke auf Berge, Seen und Flüsse.

Nach Golden kam dann irgendwann die Abzweigung zum Wapta Falls Trailhead. Und sofort wurde aus der Strasse eine Schlagloch-Sand Piste, auf der man selbst mit dem geländegängigen Nissan Pathfinder nur noch im Schritt Tempo fahren konnte.

So zogen sich die drei Kilometer bis zum Parkplatz etwas hin. Schon lange davor standen die Autos am Rand, aber meistens ist dann ganz vorne doch noch was frei. So war es auch diesmal. Wir fanden einen Parkplatz am Anfang vom Trail und dann führte ein schöner Weg die 2.4 km zu den Wapta Falls. Wir hatten uns mit Sonnencreme eingesprüht, hätten aber besser Mückenspray benutzen sollen. Wahnsinn wieviele Mücken da über uns herfielen. Die Wapta Falls sind gewaltige sehr breite Wasserfälle. Sehr beeindruckend wieviel Wasser da runter stürzt. Wie schon gesagt diese Wasserfälle werden nie langweilig. Jeder ist anders und auf seine eigene Art beeindruckend und schön.

Die Sandstrasse wurde immer schlimmer

Hielt sich auf dem Hinweg der Menschenauflauf noch in Grenzen, wurde es auf dem Rückweg eher unangenehm. Grosse Gruppen kamen uns immer wieder entgegen. Laut redend und eher wenig rücksichtsvoll. Es waren insgesamt geschätzt 150 Ukrainer die uns gestaffelt in 10er bis 20er Gruppe entgegenkamen. Die können ja auch nichts dafür, in Massen fällt jede Nationalität negativ auf. Aber warum alle auf einmal an einen Ort müssen der eh schon sehr beliebt ist muss man ja nicht verstehen. Gibt ja noch mehr zu sehen. Andererseite mag ich es jedem der die Gelegenheit hat diese Naturwunder zu sehen ja vom Herzen gönnen. Vom Parkplatz ging es jetzt weiter auf dem Trans-Kanada-Highway zur Natural Bridge. An der gleichen Abfahrt ging es auch zum Emerald Lake, einem der beliebtesten Seen hier. Der Parkplatz war am frühen Nachmittag an einem langen Wochenende (morgen ist Labor Day) voll und wir mussten ebenfalls anstehen, obwohl wir nur zur Natural Birdge wollten. Mit etwas Geduld hatten wir es dann aber geschafft und konnten uns die "Brücke" aus Steinen anschauen durch die das Wasser schiesst.

Trans-Kanada-Highway

Dank unserer zusätzlichen Tage werden wir den Emerald Lake auch noch sehen, aber wie geplant ganz früh am Dienstag, dann sollte es kein Problem sein. Unser letzter Punkt in der Planung waren heute aber die Takakkaw Falls. Mit die höchsten Wasserfälle Kanadas. Die Strasse dorthin führt ca. 13 km das Yoho Valley hinauf und ist ein bisschen abenteuerlich, besonders an einer sehr engen Spitzkehre. Auch hier gab es wieder einen völlig überfüllten Parkplatz, aber irgendwo ist immer eine Lücke. Lustigerweise fuhren die drei Autos vor mir an der grössten Parklücke direkt am Trailhead vorbei. Selber schuld und Danke. Das im Yoho und Banff Nationalpark Massentourismus angesagt ist, war uns klar, deswegen muss man sich nur kurz dran gewöhnen und dann drüber weg sehen und sich an der fantastischen Natur erfreuen. In den nächsten Tagen werden wir uns trotzdem das eine oder andere mal zu den Across the creek cabins zurück sehnen.

Das Städtchen Fields auf dem Weg zu den Takakkaw Falls

Die Takakkawa Falls sind 373m hoch die Kraft ist wieder sehr beeindruckend. Selbst wenn man noch 200m weg ist spürt man die Gischt und den Druck des Wasserfalls. Ein einmaliges Schauspiel.

Auch der Blick in die andere Richtung hat sich gelohnt

Jetzt aber weiter nach Lake Louise. Die letzten Kilometer dort hin haben uns nochmal sehr beeindruckt. Was für eine gigantische Landschaft.

Die Skipisten von Lake Louise

Endlich konnten wir in unser sehr schönes Hotel einchecken. Das Post Hotel in Lake Louise ist das positive Gegenteil vom Regent in Revelstoke. Lustigerweise hängt an der Reception ein grosses Plakat vom bekannten Post Hotel in Davos.

Irgendwie gibt es in Lake Louise ein Missverhältnis zwischen dem Massentourismus und den Restaurantplätzen. Reservieren kann man praktisch nirgends, aber überall gibt es dann Wartezeiten zwischen 60 und 90 Minuten. Und die Restaurants sehen aus wie Bahnhofbuffets. Wo man resvieren kann zahlt man dann schnell mal 300 Franken und mehr für eine Abendessen und hätte auch schon vor mehreren Tagen reservieren müssen. Heute lief es auf eine Takeaway Pizza hinaus. Wartezeit knapp 20 Minuten. Morgen schauen wir mal und danach haben wir zum Glück im anderen Hotel eine Küche. Ist halt auch Labor Day Weekend und Jasper ist zu, dadurch konzetriert sich hier alles.


Insgesamt waren es wieder zwei wunderschöne Tage mit vielen Erlebnissen. Der Bär war natürlich das Highlight, aber auch alles andere wird uns lange in Erinnerung bleiben.

Mich würde sehr interessieren, wer die Seite liest, deshalb wäre es toll, wenn ihr mir das kurz als Feedback gebt. Gerne auch ohne Mail Adresse und Kommentar, einfach als Rückmeldung wer es gelesen hat.