Gemäss Wetterbericht sollte es heute noch recht schön sein. Am Morgen war es zwar kühl aber immerhin trocken, so dass wir unsere geplante kurze Wanderung angehen konnten. An der Küste von Ucluelet führt der Wild Pacific Trail entlang, der in einzelne Abschnitte unterteilt ist. Einer davon ist der Ancient Cedars und Rocky Bluffs Trail. Heute haben wir das erste mal unser Bärenspray mitgenommen, denn man wird überall davor gewarnt, dass es hier Schwarzbären gibt.
So liefen wir rein in den sehr schönen und wilden Wald. Hier wird die Natur sich selbst überlassen und es ist sehr bewegend, diese alten und mächtigen Bäume zu sehen. Nach einem halben Kilometer waren wir dann ganz alleine auf dem Weg und irgendwie war es sehr beruhigend zu wissen, dass wir das Bärenspray für den Notfall dabei hatten. Vor allem wenn man dann irgendwann alle paar Meter frische Bären Kothaufen auf dem Weg liegen sieht. Da musste also einer ganz in der Nähe sein. Zum Glück hat er sich nicht gezeigt.
Alle paar Meter gab es wieder schöne Aublicke auf das Meer und die kleinen Inseln vor der Küste. Alles ist hier rau und wild.
Es war ein sehr schöner Weg durch die Wildnis mit immer wieder schönen Ausblicken und ein bisschen Nervenkitzel wegen den sicher anwesenden Bären.
Danach wollten wir eigentlich den Lighthouse Loop machen, jedoch hatte es inzwischen entgegen aller Wetterprognosen angefangen zu regnen. Und wenn es dann mal anfängt, dann grad richtig, so dass wir erstmal wieder nach Hause fuhren und ein bisschen ausruhten. Nach einer guten Stunde klarte es dann wieder auf und wir unternahmen einen zweiten Anlauf. Der Lighthouse Loop ist eine gut 2 km lange Rundstrecke die, wenig überraschend, am Leuchtturm vorbei führt. Auch hier gab es immer wieder Stopps an sehr schönen Aussichtspunkten. Es waren auch deutlich mehr Menschen unterwegs, so dass man hier nicht mehr wirklich mit Bären rechnen musste.
Das Wetter schien jetzt zu halten und da für den nächsten Tag Dauerregen angesagt war, beschlossen wir den Rainforest Trail auch grad noch anzuhängen. Dafür mussten wir 17 km in Richtung Tofino fahren. Mehr als zwei Richtungen gibt es ja hier auch nicht. Ucluelet und Tofino sind ca. 40 km voneinander entfernt und dazwischen ist praktisch nichts ausser der Abzweigung in Richtung Port Alberni von der wir gestern gekommen sind.
Der Rainforest Trail führt durch einen unberührten Teil des Regenwaldes der Westkanadischen Küste. Es gibt zwei etwa gleich lange Loops links und rechts der Strasse. Wir entschieden uns für Loop B. Der Weg führt über Holzstege, Treppen und Brücken durch den Regenwald. Alles ist miteinader verwachsen und verwoben. Der Boden ist durch den dichten Bewuchs gar nicht zu sehen und alles ist vermoost und sehr grün. Ein richtiger Regenwald, wie man ihn sich vorstellt.
Am Abend wollten wir eigentlich essen gehen. Es nieselte inzwischen wieder und als wir am Restaurant ankamen, bei dem man nicht reserveiren konnte, wurde uns mitgeteilt, dass es eine Wartezeit von ungefähr einer Stunde geben würde. Das war uns dann doch zu lange und wir holten uns bei "Shipwreck Pizzas" eine Pizza, die sehr gut war.
Heute sind wir die 40 km nach Tofino gefahren um an unserer schon lange im Voraus gebuchten Bären Beobachtungstour teilzunehmen. Tofino wurde im Reiseführer als total quirliger, überlaufener Touristenort dargestellt. Ausserdem ist es einer der weltweit bekannten Hotspots für Surfer, die hier prefekte Wellen finden. Allerdings fing es schon auf der Fahrt nach wenigen Kilometern an wie aus Eimern zu giessen. Super Wetter für solch eine Tour. Wir waren vom Wetterbericht vorgewarnt und wenigstens vorbereitet. Im ersten Moment wirkte Tofino nicht wie ein Touristen Hotspot, aber das ist bei dem Wetter wenig verwunderlich. In unserem Tourbüro sammelten sich nach und nach die knapp 20 Teilnehmer der Tour. Es gab auch noch Regenjacken, die die meisten gern nahmen. Danach gings auch gleich los in Richtung Hafen, der nur ungefähr 50m entfernt war.
Die Besatzung des Schiffs bestand aus der Kapitänin und einer Frau, die als sogenannte Deck Hand agiert, also sich um alles auf dem Schiff kümmert. Sie verteilte die Schwimmwesten und erklärte wie sie funktionieren. Dann meinte sie noch das wir uns keine Sorgen machen müssten, da ihr Mann bei der Küstenwache sei und im Falle eines Unglücks sicher schnell da wäre.
Dann ging es auch schon los in die wilde kanadische Küstenlandschaft. Bei dem Wetter hat das Ganze auch seinen Reiz, aber etwas schöner wäre es bei 20 Grad und blauem Himmel doch gewesen. Immerhin konnten wir am Anfang noch in der Kabine sitzen, doch auch im hinteren Bereich des Bootes konnte man es gut aushalten, da dort eine Art Windschatten entstand, der auch den Regen abhielt.
Nach ca. 20 Minuten wurde die Fahrt gedrosselt und die beiden Frauen von der Besatzung fingen an mit dem Fernglas das Ufer abzusuchen. Langsam wurde die Fahrt an der Küste fortgesetzt, jedoch kam kein Bär in Sicht. Nach noch einmal gut 20 Minuten bekam die Kapitänin per Funk einen Bär gemeldet an einer Stelle die wir 10 Minuten zuvor passiert hatten. Wir machten sofort kehrt und fuhren mit Vollgas hin. Das andere Boot, welches den Tipp gegeben hatte, drehte grade ab und dann sahen wir tatsächlich den Bären am Ufer. Es war ein relativ kleiner Schwarzbär und es war sehr schön zu beobachten, wie er am Ufer nach Futter suchte und dabei die Steine umdrehte um drunter zu schauen.
Nach ca. 10 Minuten verschwand der Kleine dann im Wald und wir machten uns erneut auf die Suche. Es machte auch Spass so gut eingepackt im Regen die Küste abzusuchen, aber scheinbar nicht allen, denn immer mehr der Teilnehmer sammelten sich im Innenraum. Leider konnten wir auch keinen weiteren Bären finden. Aber wir waren alle mehr als zufrieden mit unserem Bären, denn oft genug finden sie auch gar keinen.
Wieder in Tofino angekommen, wollten wir nur noch aus den nassen Klamotten raus. Zum Glück waren wir vorbereitet und hatten was Trockenes dabei.
In einem nahe gelegenen Restaurant konnten wir uns dann stärken und aufwärmen.