Heute stand die erste grössere Etappe mit über 300km an. Unterwegs hatten wir uns mehrere Stopps und kleine Wanderungen zu Wasserfällen rausgesucht.
Die Vorfreude wurde beim Aufstehen etwas getrübt, da es regnete wie aus Kübeln. Da würden wir wohl die Wanderungen eher weglassen. Aber eigentlich war der Wetterbericht nicht so schlecht. Also erstmal einladen und los. Dank anhaltendem Jetlag konnten wir locker um halb acht starten.
Der erste Stopp war in Duncan geplant. Duncan ist die Hauptstadt der Totempfähle und diese sind in der ganzen Stadt verteilt. Wir haben uns ein paar angeschaut die direkt am Bahnhof standen. Das sind sehr beeindruckende Kunstwerke.
Mit über 40 Totempfählen, die in der ganzen Stadt verteilt sind, spiegelt Duncan das reiche kulturelle Erbe der indigenen Völker der Region wider, insbesondere der Cowichan-Stämme. Diese kunstvoll geschnitzten Holzsäulen erzählen Geschichten, ehren Vorfahren und symbolisieren spirituelle Überzeugungen. Die Totempfähle in Duncan sind nicht nur Kunstwerke, sondern auch wichtige kulturelle Symbole, die Besucher einladen, mehr über die Geschichte und Traditionen der First Nations zu erfahren. Die Stadt fördert aktiv das Verständnis und die Wertschätzung der indigenen Kultur, indem sie Touren und Bildungsprogramme anbietet.
Nur ein paar Kilometer weiter folgte schon der nächste kurze Halt in der Kleinstadt Chemainus. Hier wurde irgendwann mal entschieden die Stadtgeschichte in Wandbildern festzuhalten, die in der ganzen Stadt auf Hauswände gemalt wurden. Dabei sind sehr schöne Bilder entstanden die erahnen lassen, wie die Stadt mit der Holzindustrie und dem Bau der Eisenbahn gewachsen ist.
Chemainus, eine charmante Stadt auf Vancouver Island in Kanada, ist berühmt für ihre beeindruckenden Wandgemälde und trägt den Beinamen "Stadt der Wandbilder". In den 1980er Jahren, als die örtliche Holzindustrie zurückging, verwandelte sich Chemainus in ein Freilichtmuseum mit über 50 Wandbildern, die die Geschichte und Kultur der Region erzählen. Diese großflächigen Kunstwerke, die an Gebäudefassaden in der ganzen Stadt zu finden sind, illustrieren die Geschichte der frühen Siedler, die indigene Kultur und das Leben in der Gemeinschaft. Die Wandbilder ziehen Besucher aus der ganzen Welt an und haben Chemainus zu einem Vorreiter in der Verbindung von Kunst, Geschichte und Tourismus gemacht.
Jetzt galt es ein paar Kilometer zu machen. Insgesamt 80 waren es bis zum Englishman River Falls Provicial Park. Diese Strecke war nicht sehr schön zu Fahren, da sehr viel Verkehr war und vor allem um die Hafenstadt Nanaimo herum auch immer kleine Staus an den Ampeln gab. War ja auch Samstag und die Kanadier auch unterwegs in die Natur. So kam uns die kleine Wanderung im Park sehr gelegen. Der Loop war ca. 2 km lang und führte von den Upper Falls zu den Lower Falls und zurück zum Parkplatz. Das Wetter hatte sich zum Glück seit dem Morgen auch gedreht und inzwischen schien sogar immer mal wieder die Sonne.
Nur ein paar Kilometer vom Park entfernt hatten wir gesehen, dass es einen grossen Farmers Markt gibt, in dem regionale Produkte, Kunsthandwerk etc. angeboten werden. Also kein Markt in dem Sinne sondern ein Laden in einer Scheune, ähnlich wie die Jucker Farm. Dort wollten wir mal vorbei schauen und auch Mittag essen. Die Attraktion dort sind "Goats on the roof" (Ziegen auf dem Dach). Bei der Ankunft waren wir etwas geschockt ob der wahnsinnig vielen Leute die den Markt besuchen wollten. Wir bekamen grade noch einen Parkplatz ganz hinten. Aber enttäuscht wurden wir nicht, denn es gab sehr frisches und gutes Obst und Gemüse, das wir uns für den Abend kauften. Der Laden selbst war ein riesiges Durcheinander von Produkten aus aller Welt und der Region. Wir haben ein paar Kleinigkeiten gefunden, waren aber auch froh, als wir wieder raus waren. Wenigstens haben wir noch eine Ziege auf dem Dach gesehen. Die Restaurants waren alle überfüllt und so fuhren wir erstmal hungrig wieder los.
So machten wir uns auf zum nächsten Wasserfall im Little Qualicum Provincial Park. Inzwischen war die Sonne voll da und es wurde sofort richtig warm. Leider sollte das nicht sehr lange halten. Auf dem Parkplatz machten wir uns dann über unsere Vorräte aus dem Walmart her, so dass wir frisch gestärkt loslaufen konnten. Auch im Little Qualicum gab es wieder einen Upper und einen Lower Fall. Wir machten diesmal nicht den kompletten Loop sondern gingen nur vom Parkplatz direkt zum oberen Fall. Der war zwar sehr schön, aber nicht wirklich beeindruckend. Diese Station hätten wir auch auslassen können ohne was zu verpassen.
Jetzt waren es nur 11 km bis zu unserer nächsten Station. Diesmal handelte es sich nicht um einen Wasserfall sondern um einen Park mit sehr alten und hohen Bäumen, dem Cathedral Grove im Mc Millan Provincial Park. Die Hauptattraktion sind die riesigen Douglasien die hier stehen. Bäume die 1000 Jahre alte werden können. Der grösste hier war 75m hoch und hatte einen gewaltigen Stamm. Das Alter wird auf über 800 Jahre geschätzt, dass heisst er war bei der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus auch schon über 300 Jahre alt. Es war sehr schön auf diesem kurzen Rundweg diese Giganten zu bestaunen, man kommt sich dann selbst ziemlich klein vor.
Wir lagen gut in der Zeit, denn vor der langen Etappe nach Ucluelet gab es nur noch einen Stopp im Stamp River Provincial Park. Der lag nicht auf unserer direkten Route aber der Abstecher hat sich gelohnt. Im Stamp River kann man die Wanderung der Lachse beobachten, die am Ende ihres Lebens wieder zum Ort ihres Ursprungs zurück wandern. Dabei müssen sie den ganzen Flusslauf nach oben überwinden, darunter auch zahlreiche kleine Wasserfälle.
Im Stamp River wurde eine Fish ladder gebaut, also eine kleine Umgehung der Wasserfälle, die den Lachsen auf der Wanderung helfen soll. Das es trotzdem nicht alle schaffen, sah man an den vielen toten Lachsen im Fluss. An einer Stelle sammelten sich zahlreiche Lachse, die sich im ruhigen Wasser ausruhten und Kraft schöpften für die nächsten Wasserfälle. Immer wieder konnte wir auch beobachten wie ein Lachs versuchte den Wasserfall hoch zu springen. Allerdings immer ohne Erfolg. Da kam wohl nach den letzten Regentagen zu viel Wasser runter. Die Lachse welche die Fish ladder erwischt hatten, hatten es einfacher. Auf einem Bildschirm konnte man beobachten wie sie durch eine Röhre schwammen.
Ich hatte das schon oft in Dokumentar-Filmen gesehen, aber die Wanderung der Lachse mal live zu sehen war toll. Fehlte nur noch der Bär, der sich ein paar Lachse holt.
Jetzt hiess es nochmal Kilometer machen, denn vom Stamp River nach Ucluelet waren es noch 100 km. Das Gute dabei war, dass man keine Chance hatte sich zu verfahren. Es gibt auf den 100km praktisch keine Abzweigung mehr. Am Anfang begleitet einen noch der Sproat Lake, an dessen Ufer man sehr lange fährt. Dort gibt es viele schöne Häuschen direkt am See, aber danach kommt dann lange nichts mehr. Nur die Strasse die sich durch die Berge windet. Eine sehr schöne Strecke zum Fahren. Die Kanadier sind auch sehr angenehm, da drängelt keiner oder hat das Gefühl er muss Rennfahrer spielen. Zwischendurch fing es leider wieder an zu regnen, aber unser Programm für heute hatten wir ja durch. Irgendwann endete die Strasse dann in einer Kreuzung die rechts nach Tofino und links nach Ucluelet führte. Die nächsten drei Tage werden wir in Ucluelet verbringen und sind sehr gespannt was uns erwartet.