Unser nächstes grosses Ziel sind die sogenannten Finger Lakes. Eine Gruppe von insgesamt elf Seen, die alle eine ähnliche langgezogene Form haben. Da die Strecke zu weit ist um sie an einem Tag zu fahren, haben wir eine Übernachtung am Lake George eingeplant. Auf der Strecke gibt es nicht wahnsinnig viel touristisch wertvolles, so dass wir beschliessen wenigstens über Montpelier, die Hauptstadt von Vermont zu fahren. Montpelier ist die einzige Hauptstadt eines US Bundesstaates ohne Mc Donalds (unnützes Wissen aus dem Reiseführer).
Zunächst ging die Fahrt aber früh in Lincoln los und wir fuhren eine ganze Weile bergauf. Der erste Stopp erfolgt an einem schönen See, der wieder von Nebel umwabert wurde. Wir geben die Hoffnung nicht auf, in so einem See mal einen Elch zu sehen.
Der Nebel verzog sich dann zwar rasch, aber so richtig aufklaren wollte es nicht. Die Fahrt ging über viele kleine Dörfer in den Bundesstaat Vermont rein. Eigentlich hatten wir hier nochmal auf viele verfärbte Wälder gehofft, aber hier ist der Höhepunkt schon deutlich vorbei. Viele Bäume (vor allem die roten Ahornbäume) sind schon leer. Es sieht alles noch sehr hübsch aus aber nicht mehr ganz so spektakulär wir noch zwei, drei Tage zuvor.
Montpelier ist eine relativ kleine und zumindest an einem Sonntagmorgen noch sehr verschlafene Stadt. Das spektakulärste sind die Regierungsgebäude an der Hauptstrasse. Wir sind einmal die State Street hoch und runtergelaufen. Das Vermont State Haus mit der vergoldeten Kuppel ist sehr beeindruckend und so merkt man auch, dass es die Hauptstadt von Vermont ist. Leider fanden wir nichtmal einen Touri Laden um noch ein Andenken an Vermont zu finden. Aber wahrscheinlich waren wir auch die einzigen Touris.
Nur ein paar Kilometer hinter Montpelier legten wir einen erneuten Stopp ein und zwar beim Hauptsitz von Ben & Jerry's. Da war dann auch einiges los. Auf die Führung gemeinsam mit 50 Amerikanern haben wir verzichet, aber ein grosses Eis haben wir uns gegönnt. Gar nicht so einfach bei der riesigen Auswahl.
Weiter ging es in Richtung Bundes-Staatsgrenze nach New York. Dafür mussten wir eine kleine aber schöne Brücke überqueren. Ein kleines Museum am anderen Ende informierte darüber, dass die Brücke 1929 eröffnet wurde, danach 80 Jahre hielt und 2011 durch eine neue Brücke ersetzt wurde. Der Lake Champlain über den die Brücke führt ist mehr als 180km lang und die Brücke ist die einzige, die ihn an dieser schmalen Stelle überquert.
Jetzt war es nicht mehr weit bis zu unserem Tagesziel dem Sagamore Resort am Lake George. Ein sehr schickes Hotel, das auf einer eigenen Insel im Lake George liegt und im Sommer zum Baden und Boot fahren einlädt. Es war zwar immer noch ziemlich wam, aber der Aussenpool war leider schon zu und zum Boot fahren war es dann doch zu stürmisch. Ausserdem sieht man überall, dass hier Season End ist. Es läuft alles nur noch auf Sparflamme und reduziert. Einen Espresso und ein Strawberry cake auf der schönen Terrasse konnten wir dann aber noch geniessen.
Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung Geneva. Eine der längsten Etappen mit über 300 km. Hört sich nicht viel an, aber selbst auf dem "Thruway" darf man nicht schneller als 65 Meilen pro Stunde fahren, das sind ca. 110 km/h. So zieht sich das Ganze dann doch. Zunächst fuhren wir am Lake George entlang und bewunderten die fantasischen Villen die dort direkt am Wasser liegen. Immer wieder schön anzuschauen und beneidenswert wie manche Leute wohnen können. Am Ende des Sees liegt das Städtchen Lake George. Sehr chic mit vielen kleinen Läden und einem Hafen von dem aus man mit einem Dampfboot über den See fahren kann. Leider waren wir für die Shops eine Stunde zu früh da, die machten alle erst um 10 Uhr auf.
Da wir noch nichts gegessen hatten, stoppten wir dann erstmal bei einem Dunkin Donut. Man muss wirklich nie mehr als 10 Minuten fahren um einen zu finden. Am Strassenrand merkt man immer mehr, dass bald Halloween ist. Einige Häuser sind wirklich schön dekoriert. Wirklich "spooky" ist das tagsüber nicht, aber doch irgendwie eine schöne Tradition, vor allem weil auch in den Läden Weihnachten noch kein Thema ist, ausser in einer kleinen Ecke im Walmart.
Dann ging es weiter nach Saratoga Springs. Einem Kurort mit einem sehr bekannten alljährlichen Pferderennen. In der Stadt dreht sich auch alles um das Pferderennen. An der Hauptstrasse standen wieder unglaubliche Häuser im viktorianischen Stil. Wir haben die Gelegenheit genutzt und einige davon fotografiert. Nach einem kurzen Spaziergang im Stadtpark ging es dann weiter, denn es lagen ja immernoch 300 km vor uns.
Der Rest der Fahrt bis Geneva war recht langweilig, immer gradeaus mit 110 km/h auf einer zweispurigen Autobahn. So kamen wir aber ziemlich zügig an und es stand dann auch mal wieder ein Besuch im Walmart an um einige Vorräte aufzufüllen. Anschliessend haben wir noch zwei Weingüter in der Nähe besucht und auch eine kleine Weinprobe mitgemacht. Die Finger Lakes sind nach Kalifornien das zweitgrösste Weinbaugebiet der USA, deswegen gibt es hier zahlreiche Weingüter, bei denen man direkt Wein probieren und kaufen kann. Die günstigsten Weine aus der Region kosten über 20 Dollar und so haben wir mal nur zwei Flaschen, eine rote und eine weisse (Weisswein ist etwas günstiger) gekauft. Es ist inzwischen empfindlich kühl geworden, am späteren Nachmittag waren unter 10 Grad mit einem kräftigen Wind vom See, so dass uns der Pool und vor allem der heisse Whirlpool im Hotel grade recht kamen.