Von der Küste nach Silver Lake
03. September 2019
Unser nächstes grösseres Ziel ist der Mount St. Helen. Diesen werden wir aber erst morgen anschauen. Das heutige Ziel war der Silver Lake und wie immer haben wir uns unterwegs ein paar Sehenswürdigkeiten rausgesucht. Der erste Halt war am Long Beach geplant. Eine Halbinsel mit einem unendlich langen Strand. Wie auch schon in Oceanshores kann man mit dem Auto am ganzen Strand lang fahren und hier gilt der Strand sogar als Strasse. Der Sand war etwas weicher als gestern und so hatte ich schon etwas Bedenken mit unserem voll bepackten Auto, aber es ging gut und machte auch richtig Spass. Wir sind immerhin ungefähr zwei Kilometer gefahren. Manchmal war der Streifen mit festem Sand ziemlich schmal, so dass ich nah am Wasser fahren musste. Ist schon ein komisches Gefühl, wenn neben einem die Wellen brechen. Wir waren auch ziemlich allein am Strand und sahen dann auf einmal grosse Vögel im Wasser stehen. Beim näheren Betrachten stellten sich die Vögel als Pelikane heraus. Wir konnten ziemlich nah ran und beobachteten sie eine Weile, bis sie sich wieder aufmachten. Wir sahen danach immer wieder mal Pelikane, aber meistens wenn sie knapp über den Wellen flogen und nie mehr so nah.
Die Pelikane
Jetzt ging es weiter zum North Head Lighthouse, einem sehr schönen Leuchtturm, der sehr gut restauriert wurde. Leider war der Himmel heute etwas grau, so dass der Leuchtturm nicht so gut zur Geltung kam wie vor einem blauen Himmel. Cape Disappointment war dann das was der Name schon sagt, etwas enttäuschend. Das Cape ist ein State Park und wir überlegten schon ob wir die 10$ investieren sollen um danach eine halbe Stunde zu einem weiteren Leuchtturm zu laufen. Als wir uns dann doch dafür entschieden, nahm der Automat meine Kreditkarte nicht. Vielleicht ein Zeichen das wir weiterfahren sollten, schliesslich hatten wir noch einen weiten Weg vor uns. Ab jetzt begleitete uns der Columbia River, dessen Mündung sich bei Cape Diasppointment befindet, eine ganze Weile ins Landesinnere.
In dieser Gegend traf die Lewis & Clark Expedition im Jahr 1805 auf den Pazifischen Ozean. Diese Expedition hatte damals die Aufgabe einen Landweg von der Ost- zur Westküste zu finden und überquerte dabei die Rocky Mountains. Die letzten mehreren hundert Kilometer folgten sie dem Columbia River bis zum Pazifik. Hier gibt es mehr Details zu dieser Expedition, die die Besiedlung des Westens erst möglich machte.
Wir folgten dem Columbia River und überquerten ihn kurz vor Astoria über eine sehr schöne und lange Brücke. Zum grössten Teil verläuft diese Brücke nur knapp über dem Wasser. Kurz vor Astoria wird sie dann aber schnell so hoch, dass auch sehr grosse Hochseeschiffe darunter durch fahren können. Astoria selbst hat die besten Tage hinter sich. Überall sieht man dass die alten Hafenanlagen verfallen. Die Fisch- und Holzindustrie haben Astoria ehemals zum Blühen gebracht, sind aber heute nicht mehr sehr stark. Immerhin lagen noch ein paar Hochseefrachter im Columbia River und warteten darauf beladen zu werden. Der Hafen ist immer noch wichtig sowohl für die Hochseeschiffahrt als auch für die Binnenschiffahrt auf dem Columbia River. Die Hauptattraktion von Astoria ist aber die Astoria Säule, die auf einem Hügel über der Stadt steht. Diese Säule wurde 1926 errichtet und erzählt in Bildern die Geschichte der Erschliessung des Westens. Von der ersten Anlandung per Schiff, über die Ankunft der Lewis & Clark Expedition bis hin zur Fertigstellung der Schienen bis an die Pazifikküste. Wir nahmen die 164 Stufen in Angriff und erstiegen die 38m hohe Säule. Der Ausblick von oben ist sehr schön. Man sieht, dass Astoria von mehreren Brücken erschlossen wird und hat einen tollen Überblick über den mächtigen Columbia River.
Von der Säule aus konnten wir hören, dass es irgendwo Robben geben muss. Nur sehen konnten wir sie leider nicht. Als wir dann aber später durch Astoria fuhren, hörten wir sie wieder und sahen, dass sie im Hafen auf den Stegen liegen wo sie einen Riesen Lärm machten. Der Steg war leider gesperrt, weil er sehr baufällig war, deshalb kamen wir nicht sehr nah an die Robben ran.
Der restliche Weg nach Silver Lake führte uns durch viele Orte die sehr heruntergekommen waren. Viele baufällige Häuser in denen bei uns niemand mehr wohnen würde. Hier sieht man, dass es heute vielen Amerikanern nicht sehr gut geht, die früher wohl zur Mittelschicht gehörten.
Mount St. Helen
04. September 2019
Heute sollte es also zum Mt. St. Helen gehen. Der National Park um den Vulkan ist sehr gross und vom Eingang fährt man noch mehr als eine Stunde bis zum Endpunkt der Strasse.
Über den Mount St. Helen:
Der Mount St. Helens liegt im Bundesstaat Washington und ist anders als der Name sagt ein Vulkan. Der Vulkan liegt in der Kaskadenkette, einer Gebirgskette an der Westküste Amerikas. Der Mount St. Helens ist für seine sehr starken Ausbrüche bekannt. Der letzte heftige Ausbruch erfolgte am 18. Mai 1980 und war einer der stärksten Vulkanausbrüche des letzten Jahrhunderts. Die Explosion kam für die Forscher nicht unerwartet, jedoch haben sie nicht mit so einem starken Ausbruch gerechnet. Das Gebiet wurde zwar weiträumig evakuiert, aber es starben trotzdem 57 Menschen, die sich nicht an die Absperrungen hielten. Alle starben durch den pyroklastischen Strom, ein Gemisch aus gasförmiger Lava und Gesteinsschutt. Der Ausbruch war einer der tödlichsten in der amerikanischen Geschichte. Auch ökologisch war der Ausbruch verheerend, 500 Quadratkilometer Land wurde zerstört und tausende Tiere kamen ums Leben, ca. 6500 Hirsche und 40'000 Fische. Bis heute ist das Gebiet um den Vulkan nicht komplett regeneriert. Durch den Ausbruch wurde auch der Gipfel des Vulkans weggesprengt wodurch sich die Höhe des Vulkans um 400m verringerte.
Wir hatten in einer Cabin auf einem Campingplatz am Silver Lake übernachtet und fuhren früh los in Richtung Mt. St. Helen. Der Ausbruch 1980 hat alles Leben bis ungefähr zu der Stelle vernichtet, an der der Campingplatz liegt. Die Schlammlawine aus schmelzendenden Gletschern und Schnee gemischt mit Steinen und Baumstämmen ging noch viel weiter. Vom Campungplatzbis zum Mt. St. Helens fährt man weit über eine Stunde, mehr als 60 Kilometer. Leider war es sehr neblig und unterwegs kamen uns sogar Zweifel ob es überhaupt Sinn macht hoch zu fahren, da die Sicht sehr schlecht war. An einem Learning Center auf der Strecke versicherte man uns aber, dass es bald aufklaren würde und so sahen wir uns in Ruhe die sehr interessante Ausstellung an. Als wir dann weiter fuhren, dauerte es wirklich nur noch ein paar Minuten und die Wolken und der Nebel waren verschwunden und der Himmel war plötzlich blau. Wir hielten noch kurz am Cold Water Lake, einem von mehreren Seen, die erst durch die Veränderung der Landschaft nach einem früheren Vulkansausbruch entstanden sind.
Jetzt ging es weiter bis zum Ende der Strasse zum Johnston Ridge Observatory. Dieses Observatory wurde an der Stelle errichtet, an der der Geologe David A. Johnston seinen Beobachtunsposten hatte als der Vulkan ausbrach. Er konnte noch "Vancouver, Vancouver! This is ist!" funken bevor der Kontakt zu ihm abbrach. Er kam bei der Explosion des Mt. St. Helen ums Leben wie ca. 56 andere Menschen. Allerding hat er mit seinem Team den Ausbruch vorhergesagt. Durch Sperrung und Evakuation konnten viele Menschen gerettet werden.
Der Anblick des Vulkans ist wirklich einmalig. Man schaut direkt in den jetzt offen liegenden Krater. Erst hier kann man sich vorstellen, wie gewaltig die Explosion war. In der Ausstellung erfährt man alles sehr minutiös über den Ausbruch und die Auswirkungen. Wenn man erfährt, dass im Umkreis von ca. 10 Meilen alle Bäume mitgerissen wurden, kann man sich ungefähr vorstellen wie heftig diese Druckwelle und der pyroklastische Strom waren. Im Umkreis von ca. 40 Meilen (mehr als 60 Kilometer) wurden alle Bäume umgeknickt, viele davon waren mehrere hundert Jahre alt und die Stämme entsprechend dick. Auch ausserhalb dieses Umkreises wurden alle Bäume durch die heissen Gase verbrannt. Allerdings fingen sie aufgrund des fehlenden Sauerstoffs kein Feuer und blieben einfach kahl und verbrannt stehen. Das Gebiet um den Vulkan ist heute komplett bewaldet. Hier hat der Mensch aber mächtig nachgeholfen. Die Baumstämme die nach der Explosion überall rum lagen wurden verarbeitet und innerhalb von nur 3 Jahren wurden mehr als 18 Mio. Bäume neu gepflanzt. Dadurch kann das ganze Gebiet heute wieder für die Holzwirtschaft genutzt werden. Ohne diese Aktion würde es dort wohl immer noch wie auf dem Mond aussehen. Diese und viele andere sehr interessante Informationen erfährt man in der Ausstellung im Observatory. Alles ist sehr anschaulich dargestellt. Viele Originalaufnahmen, Augenzeugenberichte und Animationen bringen einem die Katastrophe näher und die Parkranger erklären gerne alles und geben Auskunft. Man merkt dass sie das mit Leidenschaft machen und selbst die Schulklassen hören begeistert zu.
Am frühen Nachmittag machten wir uns dann auf in Richtung Portland. Wir wollten heute noch einen Wasserfall am Columbia River anschauen. Nach ca. zwei Stunden Fahrt kamen wir am Multnomah Fall an. Ein sehr hoher, schöner Wasserfall der auch in dem Film "Die Hütte" zu sehen ist. Der Wasserfall besteht aus zwei Teilen und man kann bis zu einer Brücke hoch laufen, die sich zwischen dem oberen und dem unterem Wasserfall befindet.
Unsere heutige Unterkunft liegt direkt am Columbia River mit sehr schönem Blick auf den Fluss. Direkt daneben die "Bridge of the gods" die den Columbia River überquert, der hier die Grenze zwischen Oregon und Washington bildet. Die Überfahrt kostet 2$, die wir uns aber leisten um auf der anderen Seite essen zu gehen. Eigentlich blöd, denn zu den 4$ Brückengebühr kommen auch noch die Steuern die man in Washington zahlt und die es in Oregon, wie auch schon in Montana nicht gibt. Naja es hat geschmeckt und wir hatten noch einen schönen Blick auf unser Hotel.