2 Tage unterwegs

Von Waterton nach Radium Hotsprings

10. September 2024

Waterton hat uns sehr gefallen. Wenn es in Banff und Lake Louise sehr schön und die Natur spektakulär war, war Waterton etwas ruhiger und dafür hatten wir hier viel mehr Wildlife. Heute hiess es aber wieder Koffer packen und fahren. Fast 400 km standen auf dem Programm und das Ziel hiess Radium Hotsprings. Unterwegs hatten wir auch keine grossen Stopps geplant, so dass wir eigentlich mal richtig Zeit hatten. Früh aufgestanden sind wir trotzdem, denn wir wollten noch einmal unser Glück auf der Strecke zum Red Rock Canyon versuchen und nach Bären suchen. Auf dem Weg dorthin begegneten wir zunächst schon mal ein paar Rehen, die am Strassenrand und auf einem Parkplatz grasten. 



Morgenstund...

Rehe am Strassenrand

Hier war ein Weg gesperrt, weil eine Bärenmutter mit ihren Jungen dort oft unterwegs ist.

Wir schauten wieder angestrengt nach links und rechts, aber das war gar nicht nötig. In einer der ersten Parkbuchten standen schon zwei Autos und es war klar, dass die Leute etwas gesehen hatten. Was für ein Glück wir wieder hatten! Nachdem der Bär gestern hoch am Berg war und wir ihn nur durchs Fernglas beobachten und mit dem grossen Teleobjektiv fotografieren konnten, sahen wir jetzt wieder eine Bärenmutter, mit diesmal zwei jungen Bären nur ca. 20m von der Strasse entfernt. Wir hielten an und beobachteten das sehr lange. Die Bärin kam dann irgendwann auch immer näher zur Strasse und frass in aller Ruhe Beeren. Wenn so ein Bär nur knapp zehn Meter von einem entfernt ist, ist das schon sehr beeindruckend. Wir blieben dann auch lieber direkt beim Auto stehen. Die Bärin liess sich auch nicht beeindrucken von den ganzen Zuschauern. Alle waren auch sehr ruhig und liessen die Bären in Ruhe machen. Nur die Fotoapparate klickten. Fast schon eine feierliche Stimmung. Habe die Bilder alle in die Gallerie gepackt:

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Zwischendurch schauten wir immer mal wieder in die andere Richtung, wo wir immer wieder einen Ruf wie von einem Elch oder Elk gehört hatten. Und tatsächlich sahen wir ein paar Elks auf der anderen Seite des Flusses stehen. Dann musste ich schon fast entscheiden, was ich denn jetzt fotografieren soll. Den Elk auf der einen oder den Bär auf der anderen Seite?

Die feierliche Stimmung war dann vorbei, als ein Nationalpark Ranger vorbei kam und alle zum Weiterfahren aufforderte. Er meinte wir sollen nicht auf der Strasse. stehen bleiben und versuchte auch die Bären weg von der Strasse zu treiben. Sowohl beim Bären als auch bei den Menschen hatte das nur so lange Erfolg, bis er weiterfuhr und wir Zuschauer wieder auf der Strasse parkten.

Kurz nachdem der Ranger weg war, standen wieder alle auf der Strasse. Der Bär war dirket vor uns.

Wir trafen dann zufällig auch noch einen älteren Herrn wieder, mit dem ich mich gestern auf dem Schiff unterhalten hatte. Er kommt aus Oregon und fährt mit seinem Jeep Wrangler rum und fotografiert in der Natur, vor allem Wasserfälle. Er war sicher um die 80 aber noch ziemlich rüstig. Seine Frau war vor vier Jahren gestorben und er sei seitdem allein unterwegs. Nach dem Schiff hatten wir ihn gestern am Nachmittag nochmal zufällig getroffen als wir die Bären beobachtet hatten und jetzt noch einmal. Jetzt verabschiedetet wir uns aber endgültig von ihm und er meinte noch das es sehr schön sei, dass er uns getroffen hat. Irgendwann kam dann ein zweiter Ranger vorbei, der wesentlich freundlicher war als der erste uns aber auch sagte, dass wir nicht auf der Strasse parken dürfen. Der Abstecher hatte sich für uns so was von gelohnt und irgendwann dachten wir auch an die 400 km die noch zu fahren waren und nahmen endgültig Abschied vom schönen Waterton Nationalpark und seinen Bären und anderen Tieren.

Wir schauten nochmal bei den Bisons im Paddock vorbei, die sich alle in der Nähe des Eingang versammelt hatten, so dass wir den Loop nicht nochmal fahren mussten. Von dort aus ging es jetzt weiter nach Pincher Creek und zum Frühstück bei Tim Hortons.

Zwischen Waterton und Pincher Creek und dann noch einige Kilometer weiter ist das Land sehr flach. Dann fährt man aber irgendwann wieder in die Berge rein. Plötzlich fuhren wir mitten durch ein riesiges Geröllfeld. Es war zu sehen, dass irgendwann der halbe Berg auf der linken Seite heruntergerutscht sein musste. Es stand dann auch an der nächsten Abfahrt dran "Visitorcenter Frank Slide"

Der Frank Slide ereignete sich am 29. April 1903 in Frank, Alberta, als etwa 30 Millionen Kubikmeter Gestein vom Turtle Mountain abrutschten. Der Felssturz, einer der größten in Kanadas Geschichte, zerstörte Teile der Stadt und tötete schätzungsweise 70 bis 90 Menschen. Instabile Kalksteinformationen, Erosion und unterirdischer Kohlebergbau trugen zur Katastrophe bei. Der Felssturz dauerte nur wenige Minuten und hinterließ ein Trümmerfeld, das noch heute sichtbar ist. Das Frank Slide Interpretive Centre informiert über die Geologie und die Auswirkungen des Ereignisses und ist eine beliebte Sehenswürdigkeit.

Nur eine Strasse und die Zugschiene führen durch das riesige Geröllfeld.

Das der Bergrutsch schon mehr als 120 Jahre her war, überraschte uns doch ziemlich. Es sah aus als wäre das erst letzte Woche passiert. Das Geröllfeld war nicht bewachsen und lag da als wäre das Ganze noch frisch. Sehr interessant jedenfalls und etwas, dass wir nicht auf dem Plan hatten. Witzigerweise stand auch der Jeep Wrangler von unserem Freund aus Oregon wieder auf dem Parkplatz. Weit über 100km vom Waterton Park enfernt hatte er wohl die gleiche Route. Gesehen haben wir ihn allerdings nicht mehr. Auch ein paar Stunden später sahen wir seinen Jeep dann nochmals auf einem Parkplatz. 

Stichwort Plan: Zeit mal unser Roadbook zu zeigen, in dem wir für jeden Tag notiert haben, was wir anschauen wollen und wo der nächste Stopp ist. Das hat sicher sehr bewährt, da wir dadurch immer wissen was noch vor uns liegt und wo wir als nächstes hin wollen. So wird uns nie langweilig und wir können auch nichts verpassen, weil wir es nicht eingeplant hatten. Chat Gpt durfte uns dann immer das wichtigste zu jedem Stopp zusammenfassen, so das wir auch immer wussten, was wir da so anschauen.

In Fernie, der letzten grösseren Siedlung vor Radium Hotsprings, gingen wir nochmal in den Supermarkt. So langsam müssen wir schauen, dass wir nicht mehr zu viel kaufen, denn es ist ja nur noch ein Woche. Auch wenn Fernie der letzte nennenswerte Ort war, waren es noch 220 km bis zu unserem Ziel. Landschaftlich ein sehr schöne Strecke, die sich sehr angenehm fuhr. Relativ wenig Verkehr und wir konnten gleichmässig 100 fahren. Da wie gesagt keine Ortschaften mehr kamen, kommt man so auch ganz gut vorwärts. In Radium Hotsprings angekommen, fuhren wir zu unserer Unterkunft, die mitten auf einem Golfplatz lag. Wir waren etwas hin und her gerissen. Zum einen hatten wir eine riesige Maisonette Wohnung mit schönem Balkon zum Golfplatz, Kamin, grosser Küche etc. Die Kehrseite war aber, dass alles wieder original 70er/80er Jahre war. Das einzige was etwas war neuer war war der Videorecorder für VHS Kassetten aus den 90ern. Störend war allerdings die Klimaanlage direkt vor unserem Schlafzimmer, die so laut wie ein Staubsauger war und sich nicht abstellen liess. Nachdem mir auch die Dame von der Reception nicht helfen konnte, nahm ich die Sache selbst in die Hand, in dem ich einfach die Sicherung ausschaltete. Endlich Ruhe. Danach fühlten wir uns doch wohl in der Wohnung, auch wenn alles alt war. Es hat ja trotzdem alles funktioniert und einen schönen beheizten Pool gab es auch noch in der Siedlung.

Wie der Name schon sagt, gibt es in Radium Hotsprings heisse Quellen. Die wollten wir gern noch besuchen und so packten wir unsere Badesachen ein und fuhren dort hin. Auf dem Weg kamen wir an Hotels vorbei, die noch original aus den 80ern waren. Die Schilder und sicher auch die Einrichtung haben einfach die ganze Zeit überlebt. Es sah auch alles gepflegt aus, aber eben sehr alt und nostalgisch.


Der Eintritt zu den Quellen kostet pro Person etwas mehr als 10 Franken ohne Zeitbegrenzung. Das ganze Bad ist auch etwas in die Jahre gekommen. Alles ist wirklich alt und ich weiss nicht recht ob es nostalgisch wirken soll oder es einfach so lange nicht erneuert wird wie es funktioniert? Jedenfalls genossen wir das Bad im warmen Quellwasser sehr.

Nostalgie pur

Direkt vor dem Bad sahen wir auf einmal ein paar Bighorn Sheeps grasen. Wir. hatten zwar in Waterton schon welche gesehen, allerdings ohne diese grossen Hörner. Nochmal hatten wir also heute Glück.

Das Abendessen genossen wir dann im Old Salzburg, einem österreichischen Restaurant. Nichts gegen die kanadische Küche, aber unsere Lust auf ein Schnitzel war zu gross. 

Von Radium Hotspring nach Revelstoke

11. September 2024

Heute standen "nur" 250 km auf dem Plan, unterbrochen von kleineren Stopps und einer ca. 5 km langen Wanderung. Eigentlich wollten wir uns den Olive Lake noch anschauen, aber die Strasse war wegen Steinschlag gesperrt und wir hätten mindestens 20 Minuten warten müssen. Da auch das Wetter nicht so doll war verzichteten wir und holten uns noch einen Michshake und Minidonots im örtlichen Eisladen. Der war komplett im Stil der 50er/60er Jahre gehalten. Hier hat es sehr gut gepasst und sah toll aus.

Jetzt verliessen wir Radium in Richtung Golden, wo wir wieder auf den Trans-Kanada-Highway trafen. Die Strecke die jetzt bis Revelstoke vor uns lag, waren wir schon einmal vor anderthalb Wochen gefahren, aber dass liess sich nicht anders einrichten. Jetzt hatten wir aber das erste mal in diesen Ferien etwas Pech, denn 50 km hinter Golden standen wir plötzlich das erste mal im Stau. Schnell stellte sich heraus, dass es irgendwo vor uns einen gröberen Unfall gegeben haben musste, denn es kamen Feuerwehr und Ambulanzfahrzeuge aus Richtung Golden an uns vorbei. Es ist auch nicht so, dass man überlegen könnte, zurück zu fahren und einen anderen Weg zu nehmen. Anstatt 50 km bis Revelstoke wäre der andere Weg dann gut 720 km lang gewesen, also nicht wirklich eine Alternative.

Nichts geht mehr

Also gingen wir ein bisschen auf dem Trans-Kanada-Highway spazieren und irgendwann fiel mir ein, dass ich auf dem Tablet ja Netflix Filme heruntergeladen hatte. So machten wir es uns im Auto gemütlich und schauten uns den zweiten Teil von "The Kingsman" an. Da auch unsere Kühlbox gut gefüllt war hatten wir genug zu essen und eiskalte Getränke.

Kino im Stau

Es war zwar nicht schön, aber ja auch nicht zu ändern und wenigstens mussten wir diesmal keine Fähre erreichen. Nur unsere längere Wanderung mussten wir streichen. Nach 2.5 Stunden kamen uns plötzlich viele Autos entgegen. Das konnte nur bedeuten, dass vorne aufgemacht wurde und tatsächlich setzte sich unserer Kolonnen fünf Minuten später in Bewegung.


Als wir an der Unfallstelle vorbei kamen, sahen wir, dass wohl ein Truck zwei PKW und ein Wohnmobil gerammt hatte die total demoliert waren. Auch der Truck hatte einiges abbekommen. Ich weiss ja nicht wer schuld war, aber so wie die Trucks hier fahren... Das wird man selbst bergauf in der 100er Zone von riesigen Trucks überholt obwohl man 110 fährt. Aber auch einige PKW überholen in irrem Tempo. Offensichtlich gab es einen Toten und mehrere Verletzte bei dem Unfall. Da ist man froh, dass man nur ein bisschen im Stau stehen musste.

Wir fuhren jetzt weiter in Richtung Revelstoke und hielten beim Hemlock Grove Boardwalk. Diese Boardwalks sind immer schön angelegt und führen durch den dichten Wald und man kann ohne irgendwas zu beschädigen oder zu zertrampeln auf einem kleinen Rundgang die schönen alten Bäume anschauen. Der Hemlock Grove Boardwalk war nur 300 m lang und daher schnell geschafft. Galerie:

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Nochmal gut. 20 km weiter kam der Giant Cedar Boardwalk. Hier sollten sehr grosse und alte Zedern stehen. wir hatten vor der Reise im Internet gesehen, dass der Walk sehr lange gesperrt war und wohl erst im August wieder geöffnet wurde. Es ist jetzt auch nur ein Teil geöffnet, da Schnee und umstürzende Bäume den Boardwalk sehr beschädigt haben. Wir genossen es nochmal durch diesen Wald mit diesen mehrere 100 Jahre alten Bäumen zu laufen. Allerdings hatten wir auch auf Vancouver Island bereits sehr alte Zedern gesehen, die noch grösser und beeindruckender waren.

Man sieht, warum dieser Teil gesperrt ist.

Jetzt war es nur noch ein Katzensprung nach Revelstoke. Unsere erste Erfahrung hier war ja nicht so toll, denn die Stadt hatte uns nicht sehr beeindruckt und das Hotel war das schlechteste unserer Reise gewesen. Aber immerhin hatten wir auf dem Mount Revelstoke unseren zweiten Bären (nach der Bärentour auf Vancouver Island) gesehen. Unser heutiges Hotel entschädigt uns aber für das erste mal. Es liegt ca. 8 km ausserhalb von Revelstoke etwas höher im Nichts. Ringsum nur Wald. Im Winter wird hier fleissig Schneemobil gefahren. Um das Hotel verteilt stehen uralte ausrangierte Schneemobile herum. Wir haben ein sehr schönes Zimmer ohne Teppichboden.

Schneemobile aus den 60er bis Anfang 70er Jahren.

Das war heute sicher der Tag in diesen Ferien an dem wir am wenigsten gemacht und erlebt haben, aber das ist auch mal ok. Immerhin sind wir bis Revelstoke gekommen. Was ist wenn der Trans Kanada Highway mal verschüttet wird oder so? Dann sind die Wege doch grad mal ein paar 100 Kilometer weiter.

Wir freuen uns über jedes Feedback.