18. Oktober 2017
Heute hiess es nochmal 380 km machen. Die zweite und letzte sehr lange Etappe. Es macht wirklich wenig Spass auf den zwei bis drei spurigen Interstates zu fahren. Man sieht kaum etwas von der Landschaft und wenn man sich halbwegs an die Geschwindigkeit halten will, dann schiessen Autos und LKW's links und rechts an einem vorbei. Heute hat mich ein LKW überholt in der 55 Meilen pro Stunde-Zone. Ich fuhr mit 70 Meilen schon deutlich schneller als erlaubt, der LKW hatte aber mehr als 80 drauf. Die Begrenzungen interessieren irgendwie keinen und sie fahren alle einfach so wie es grad geht.
Nach vier Stunden war die Strecke dann aber geschafft und wir waren im Pennsylvania Dutch County angekommen. Hier haben sich vor mehr als 100 Jahren sogenannte Amishe angesiedelt. Eine Glaubensgemeinschaft, die allen Fortschritt ablehnt und noch so lebt wie vor mehr als 100 Jahren. Wir hatten schon mehrere Reportagen darüber gesehen und auch wenn es mit extremen Glauben zu tun hat, ist es doch irgendwie faszinierend. Wir besuchten dann eine Amish Farm, die über das Leben dieser Glaubensgruppe Auskunft gibt. Auf dem Weg dorthin sahen wir schon die typischen Pferdewagen auf der Strasse. Im Amish Village erfuhren wir dann, dass die Amishen, ähnlich wie die Pilgrims in Plymouth, in Europa immer wieder vertrieben wurden. Die Wurzeln gehen zurück bis vor allem nach Süddeutschland und in die Schweiz.
Anfang des 18. Jahrhunderts wanderten daher viele nach Amerika in die Region um Lancaster aus, die wir heute besuchten. Heute leben etwa 30'000 Amishe hier und insgesamt mehr als 300'000 in den USA und Kanada. Als damals die Elektrizität aufkam wurde beschlossen, dass Amishe auf diesen Fortschritt verzichten. Dieses Verbot gilt bis heute. Was aber nicht heisst, dass sie ihre Wäsche mit der Hand waschen. Gas ist erlaubt und deshalb haben alle Amishen einen Gastank am Haus mit dem Heizung, Licht, Herd und auch Kühlschrank betrieben werden. Die anderen elektrischen Geräte, wie z.B. Küchengeräte und Waschmaschine wurden umgebaut und können mit Luftdruck betrieben werden. Dadurch haben sie doch immerhin etwas "Komfort". Zur Schule gehen sie nur bis zur achten Klasse und werden von Leuten aus den eigenen Reihen unterrichtet. Sie dürfen danach keinen Beruf lernen und arbeiten zum einen in der Landwirtschaft und die Frauen nähen Kleidung und sogenannte Quiltdecken, die sehr schön und aufwändig sind. Wer die Gemeinschaft verlassen möchte, darf das zwar, hat aber danach oft keinen Kontakt mehr zum Rest seiner Familie, was einen grossen Hinderungsgrund darstellt. Interessant ist auch, dass die Amishen kein Auto besitzen oder auch nur einen Führerschein machen dürfen. Sie dürfen aber in einem Auto, Bus oder Zug mitfahren. Nur Flugzeuge sind komplett verboten.
Wir fanden die Führung sehr interessant und haben einen kleinen Einblick in die komplizierten Regeln bekommen. Wenn man dann die Männer mit sechs Pferden und einer Erntemaschine aus dem Museum auf den Feldern sieht, ist das schon speziell, denn die führen da ja nichts vor sondern leben tatsächlich so.
Nach diesem interessanten Ausflug in eine komplett andere Welt fuhren wir weiter nach Hershey. Hershey ist die Schokoladenhauptstadt der USA. Jeder Amerikaner kennt die Hershey Schokolade und die diversen Hersehy-Marken. In Hershey gibt es einen riesigen Actionpark mit Achterbahnen usw. Ausserdem ein eigenes Stadion, das schon 1939 eröffnet wurde und 15'000 Zuschauern bei Fussball oder Football Spielen Platz bietet und doppelt so vielen bei Konzerten. Ausserdem gehört auch noch eine Eventhalle dazu, eine Chocolate World und und und. Wir haben uns in der Chocolate World umgesehen, einem rieisigen Shop, in dem es alle Produkte zu kaufen gibt. Eine Kostprobe haben wir auch mitgenommen. Aber ganz ehrlich, der Geschmack ist mit Schweizer Schokolade nicht annähernd zu vergleichen.