Waterton

Von Canmore nach Waterton

08. September 2024

Heute hiess es Abschied nehmen von unserer schönen Wohnung in Canmore. Das hiess auch, dass wir die "grossen" Nationalparks Banff, Yoho hinter uns lassen. Vor der Reise hatten wir ein bisschen Angst vor dem Massentourismus hier, aber letztendlich war das alles nicht so schlimm. Es sind zwar viele Menschen hier, aber jedem der sich das anschauen kann sei es gegönnt. Es war nie hektisch oder unangenehm. An den Hotspots wie Lake Louise, Emerald Lake etc. kann man durch frühes Aufstehen noch mit relativ wenig Menschen die Natur geniessen. Die grossen Busse kommen nicht vor neun oder zehn Uhr. Am Nachmittag macht man dann die Orte, an denen die Busse nicht halten, dann ist das ganze entspannt. Wir mussten vielleicht mal ne zweite Runde um den Parkplatz drehen, aber wir fanden immer einen Platz und konnten die Parks sehr geniessen.

Heute ging es also von Canmore in den Waterton Nationalpark. Das ist ein eher kleiner Nationalpark an der Grenze zur USA. Nach kurzer Zeit auf dem Trans-Kanada-Highway konnten wir diesen endlich verlassen. Seit Kamloops sind wir nichts anderes mehr gefahren als diesen Highway. Jetzt ging es aber auf den wunderschönen Kananaskis Trail. Direkt nachdem wir von der "Autobahn" abgebogen waren, die pure Idylle. Pferde am Strassenrand und Berge und Seen ringsum.

Ein schönes Skigebiet

Man konnte sich gar nicht satt sehen und nach jeder Kurve ein neuer Ausblick. Unser erstes Ziel war heute aber die

Blackshale Creek Suspension Bridge. Eine Hängebrücke mitten im Wald im Peter Lougheed Provincial Park. Irgendwann führte mich das Navi also runter von der gut ausgebauten Strasse auf eine Nebenstrasse. Strasse wird hier nur anders definiert. Das war plötzlich eine Schotterpiste, die auch noch extrem gestaubt hat. Trotzdem waren da 80 km/h erlaubt und die Kanadier die dort mit ihren Pickups rum fuhren, haben das auch ausgenutzt und uns ab un zu mal in eine Staubwolke gehüllt. Aber auch mein Pathfinder ist für sowas gebaut und wir sind einfach etwas vorsichtiger gefahren.

Nach ein paar Kilometern auf dieser Shotterpister kamen wir dann zum Trailhead für die Hängebrücke. Hier war jetzt das Gegenteil von Massentourismus. Keine Busse, keine Touristen, sondern nur zwei Autos die dort standen. Also Bärenspray nicht vergessen und los. Der Weg war zwar nur 700m lang, dafür immer stetig bergauf. In so einem Wald ganz alleine unterwegs zu sein, ist schon immer noch ein bisschen aufregend. Dort ist man wirklich ab vom Schuss und mitten in der Wildnis. Aber wirklich gefährlich ist es auch nicht. Man muss sich einfach immer bemerkbar machen, die Bären gehen einem aus dem Weg.

Ziemlich bald kamen wir an der Hängebrücke an und trafen dann dort auch noch ein anderes Paar, welches grade Fotos machte. Wir warteten kurz und hatten danach auch Zeit drüber zu laufen. Sogar Corin konnte sich, trotz Höhenangst und wackelnder Brücke, das erste mal überwinden über eine Hängebrücke zu laufen.

Wir waren ungefähr eine halbe Stunde an der Brücke und so einsam wie anfangs gedacht, war es dann doch nicht. Immer wieder kamen Familien oder Wandergruppen und auch hier zeigte sich wie locker die Kanadier sind. Man grüsst sich immer wenigstens mit einem kurze Hi oder How your doing? Aber oft genug kommt man auch ins Gespräch. Immer wieder erzählen sie auch, dass sie auch schon in der Schweiz waren oder zeigen anderweitig Interesse. So entwickeln sich immer mal wieder interessante Gespäche. 


Neben Bären interessieren uns natürlich auch die anderen Tiere die hier so leben, zum Beispiel dieser hübsche Vogel.

Der Weg von der Brücke den Berg runter ging dann sehr schnell und wir waren wieder beim Auto. Da das heute eine lange Route mit fast 400 km war, sollte es zügig weiter gehen, Allerdings bogen wir nach der Schotterstrasse nach rechts ab, hätten aber erst links und dann einen Kilometer später rechts abbiegen sollen. Da gibt es hier schon nur zwei Strassen und wir nehmen trotzdem die falsche. Da Navi war hier eben auch nicht mehr sehr hilfreich, da es wirklich keinen Empfang gibt. Blöderweise merkten wir unseren Fehler erst, als wir nach ca. 20 Kilometern am Lower und am Upper Kananaskis Lake landeten und die Strasse zum Glück nicht mehr weiterging. Sonst wären wir wohl ewig falsch gefahren.

Upper und Lower Kananaskis Lake

Also die 20 km wieder zurück und dann in die richtige Richtung! Jetzt galt es mal Kilometer zu machen und wir hatten auch keine Zwischenziele mehr notiert. Bis Longview ging es weiter durch diese wunderschöne Landschaft. An der Kreuzung auf die richtige Strasse sahen wir dann zwei Bighorn Sheeps. Also war unser Umweg nicht umsonst. Wer weiss ob die ne halbe Stunde früher auch schon da standen.

Bighorn Sheeps

Dann kamen wir zum Highwood Pass, dem höchsten "geteerten" Pass Kanadas. Er ist ca. 2'200 m hoch, also weniger hoch als viele Alpenpässe und auch nicht wahnsinnig spektakulär. Dier Strasse dorthin führt ja immer nur gradeaus ohne steile Kurven oder so. Aber die Landschaft ringsum ist dafür umso spektakulärer.  

Also wir wieder langsam tiefer kamen, sahen wir überall Kühe, die weideten. Entweder direkt am Strassenrand oder mitten im Wald. Auch ein eher ungewohntes Bild, dass sich die Kühe im Wald was zu fressen suchen.

Ziemlich plötzlich endeten dann die Berge und wir kamen wieder in flaches Land mit einzelnen Häusern. Seit der Abfahrt vom Trans Kanada Highway waren das jetzt wieder die ersten Anzeichen von Zivilisation, abgesehen von einem Visitos Center und ein paar Campingplätzen. Dann kam das Städtchen Longview. Hier gab es eine Tankstelle, ein paar Hotels und Restaurants. Aber nichts sehenswertes, so das wir nach einem kurzen Tankstopp schnell weiter fuhren.

Jetzt ging es lange Zeit durch Farmland. Hier wird einem mal wieder bewusst, wie gross dieses Land ist. Die einzelnen Farmen liegen sehr weit auseinander und oft sieht man an der Strasse zwar ein Tor zur Farm, aber das Farmhaus wenn überhaupt nur sehr weit weg. Die Strasse hatte auch nicht viele Hindernisse zu umfahren und so ging es immer mal wieder fünf oder sogar zehn Kilometer immer nur geradeaus. In Lundbreck angekommen, besuchten wir noch den dortigen Wasserfall. In dem kleinen See unterhalb des Falls wurde auch fleissig gebadet, was angesichts der inzwischen wieder 30 Grad sicher angenehm war.

Lundbreck selber hat man auch in einer Minute durchfahren und der nächste grössere Ort ist dann Pincher Creek. Plötzlich fährt man in eine richtige Kleinstadt. Seit unserer Abfahrt die erste Siedlung mit wohl mehr als 500 Einwohnern. Es gibt einen grossen Walmart, einen Mc Donald's, Tim Hortons und mehr als zehn Hotels. Wir haben uns bei Tim Hortons einen sehr feinen Drink geholt (Blackberry Yuzu und Wildberry Hibiscus). Jetzt war es auch nicht mehr weit bis zu unserem Ziel. Auf einer Anhöhe hielten wir an einem Viewpoint und genossen den Ausblick über die Prärie. Im Hintergrund sahen wir schon die Berge vom Waterton Nationalpark.

Blick über die Prärie zum Waterton Nationalpark

Ein letzter Stopp stand aber noch auf dem Programm: Der Bison Paddock. Das ist ein grosses weitläufiges Gebiet, das umzäunt ist und in dem eine Herde Bisons lebt. Durch den Paddock führt eine Strasse in einem Loop und man kann wenn man Glück hat die Bisons sehen. Der Paddock dient dem Schutz der Tiere, allerdings sind sie halt doch gefangen, wenn auch auf einer sehr grossen Fläche. Als wir ankamen sahen wir die Herde schon von ausserhalb des Zauns und konnten aussteigen und Fotos machen. Den Loop fuhren wir dann trotzdem, sahen aber keine weiteren Bisons mehr. Sicher schön diese imposanten Tiere nochmals zu sehen, aber im Yellowstone Park, wo sie wirklich ihrer Wanderungen in Freiheit machen können, war es doch schöner. Allerdings ist der Freiheitsdrang dieser Tiere und ihre langen Wanderungen nicht mehr mit unserer Zivilisation vereinbar und so gibt es auch am Rande des Yellowstone immer wieder Ärger mit den dort ansässigen Farmern.

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Die letzten Kilometer nach Waterton waren dann schnell gefahren. Vor dem Ort durchfährt man noch den Eingang zum Nationalpark. Dank unseres Jahrespasses konnten wir einfach durchfahren. Am Eingang von Waterton kommt man am Prince of Wales Hotel vorbei, dass sehr hünsch auf einer Klippe steht. Wir hätten uns dort gern zwei Nächte gegönnt, die gar nicht so teuer gewesen wären im Vergleich zu anderen Hotels, jedoch waren bereits im März unsere beiden Nächte ausgebucht. So nahmen wir gern mit unserem schönen Hotel am Ortseingang vorlieb, dass wunderschön am See liegt. Wie das Prince of Wales gibt es unser Hotel seit 1927, seit dem Beginn des Tourismus hier, allerdings ist unseres jetzt ein Neubau, nachdem das alte 2009 abgebrannt ist.

Das Prince of Wales Hotel

Blick vom Balkon

Waterton Nationalpark

09. September 2024

Heute hatten wir eine Bootsfahrt auf dem Waterton Lake geplant. Das wir hier weit weg sind vom Massentourismus, sieht man daran, dass man die Tickets dafür nur am gleichen Tag direkt vor Ort kaufen kann. Nicht Online oder vorbestellen. So waren wir, nach einem 5-minütigen Spaziergang, pünktlich gegen halb neun an der Schiffsanlegestelle. Ein paar Leute waren schon vor uns da, aber wir konnten problemlos für die 10 Uhr Tour Tickets kaufen. Die waren noch vorgedruckt wie die Eintrittskarten früher, nicht mit QR Code oder so. Die Morgenstimmung war zwar heute sehr schön, allerdings lag das auch daran, dass von irgendeinem weit entfernten Waldbrand Rauch durchzog und das eigentlich sehr schön angesagte Wetter etwas vernebelte. 

Wochenendhaus am See

Unser Schiff war die International. Beujahr 1927 und damit 97 Jahre alt und das älteste noch in Betrieb stehende Schiff Kanadas. Unsere Fahrt führte dann über den ganzen See wo links und rechts nur Wildnis war. In Waterton enden die Strassen Richtung Süden und es kommt sehr lange nur noch Wildnis. Auf einer Seite sind alle Bäume abgebrannt. 2017 gab es einen grossen Waldbrand im Nationalpark und die Feuerwehrleute konnten knapp das kleine Örtchen Waterton retten. Alles ringsum brannte ab. Normalerweise lässt man Waldbrände hier auch brennen, da es ein natürlicher Kreislauf ist, der nötig ist um den Baumbestand zu erneuern. Der Natur ist es egal, dass es dann wieder 20 Jahre dauert bis die neuen Bäume einigermassen gross sind.

Nach einer Weile sahen wir am Ufer einen kleinen Pfosten und eine Schneise im Wald. Das kennzeichnet die Grenze zwischen Kanada und den USA. Wir waren jetzt also mal in den Vereinigten Staaten.

Am Ende des Sees befindet sich die sogenannte Goat Haunt Ranger Station. Dort durften wir, ohne die Pässe zu zeigen eine halbe Stunde an Land gehen. Die Gefahr das hier jemand "abhaut" und illegal in die USA einreist ist sehr gering, denn der kürzeste Weg in die Zivilisation geht 50 km durch die Wildnis in der viele Grizzlybären wohnen. Das sich doch ein paar Unerschrockene ein paar Tage in der Wildnis durchschlagen, sah man an den etwas verwildert aussehenden Gestalten, die mit uns zurück nach Waterton fuhren. Die müssen da irgendwo aus dem Wald gekommen sein.

Goat Haunt

In die Richtung kommt 50 km nur Wildnis und Bären

Nach der halben Stunde ging es zügig wieder zurück in Richtung Waterton. Unser Guide erklärte die ganze Zeit die Fakten über den See und die hier lebenden Tiere und beantwortete geduldig alle Fragen. Zum Beispiel, dass das Schiff in der Nähe der Rangers Station in der Wildnis gebaut worden war. Die Teile wurden alle aus Kanada hergeschafft, aber das Schiff ist damit Made in USA. Warum habe ich dann nicht ganz verstanden.

Blick zurück von der Rangers Station

Zurück in Waterton wanderten wir durch das hübsche kleine Städtchen, sicherten uns unseren Kühlschrankmagnet und assen im Restaurant "Zum's Eatery" einen Burger.


Der Waterton Nationalpark bildet mit dem Glacier Nationalpark auf amerikanischer Seite einen Internationalen Peace Park. Das bedeutet, dass die beiden Parks zusammen arbeiten und es eben auch keine Reiseeinschränkungen etc. an den Grenzen gibt.

Am Nachmittag wollten wir uns als erstes den Cameron Lake anschauen. Nach einem kurzen Stopp am Cameron Fall, der noch in Waterton liegt, fuhren wir die 17 km lange Strecke zum Cameron Lake. Schon auf dem ersten Kilometer begegneten uns wieder ein paar Bighorn Sheeps, die mitten auf der Strasse standen und im Ort selber sahen wir ein Reh in einem Vorgarten friedlich grasen. Hier scheint es ja wirklich zu klappen mit Kanadas Wildlife.

Cameron Falls

Auf dem Weg zum Cameron Lake konnten wir dann wieder das Ausmass des Feuers von 2017 sehen. Alle Bäume stehen noch, fast keiner hat überlebt.

Der Cameron Lake liegt wieder sehr schön in den Bergen und ist gar nicht mal so kalt. Das Wasser ist auch sehr klar, was daran liegt, das es nicht von einem Gletscher kommt.

Vom Cameron Lake aus ging es wieder zurück in Richtung Waterton. Kurz vor dem Ort konnten wir einen Blick nach unten werfen. Es ist immer wieder überraschend wie schön es überall ist.

Durch Waterton fuhren wir aber nur durch, denn wir wollten noch zum Redrock Canyon, eine ca. 18km lange Fahrt, auf der es gute Chance auf Bären geben soll. Wir fuhren also auf die Strasse in Richtung Redrock und hielten unsere Augen offen. Aber es ist so schwierig einen Bären irgendwo im Wald zu sehen. Jeder schwarze Fleck könnte ein Bär sein. Allerdings mussten wir nicht lange fahren, bis wir ein paar Autos stehen sahen und Leute mit Kameras und Feldstechern die auf den Berg starrten. Also sofort anhalten und suchen. Und tatsächlich, wenn man weiss wo man hinschauen muss, ist es ganz einfach. Auf dem Berg gegenüber der Strasse sahen wir einen Schwarzbären. Ein Mama Bär mit einem Cub. Zum Glück sind wir mit Feldstecher und einem Fotoapparat mit gutem Zoom ausgestattet. Durch den Feldstecher konnten wir die Bären hautnah beobachten.

Auch wenn es schon unsere dritte Bärensichtung auf dieser Reise war, konnten wir uns kaum satt sehen. Man könnte stundenlang da stehen und beobachten wie der kleine Bär rumtollt und immer wieder seiner Mama nachrennt. Wir blieben auch fast eine Stunde dort und liefen immer wieder ein Stück mit den Bären mit. Manchmal verloren wir sie ein paar Minuten aus den Augen, dann tauchten sie wieder auf. Was haben wir für ein Glück, dass wir das sehen dürfen.

Wir blieben so lange bis die Bären dann verschwunden waren und überliessen anderen unseren Platz die gerne auch einen Bären sehen wollten. Die mussten halt jetzt schauen ob sie wieder auftauchen. Ganz langsam fuhren wir weiter in Richtung Red Rock Canyon, mit ein bis zwei Augen immer die Umgebung absuchend. Der Red Rock Canyon besteht, wie der Name schon sagt, aus rotem Fels, was sehr schön aussieht. Auf einem Loop kann man immer wieder schöne Blicke in den Canyon werfen und am Ende auch ins Flussbett runter steigen.

Unsere Schatten im roten Fels

Jetzt freuten wir uns aber auf die Rückfahrt. Vielleicht sahen wir ja nochmal Bären? Also wieder im Schneckentempo zurück in Richtung Waterton. Jedes schnellere Auto liess ich vorbei, ich wollte mich nicht durch ungeduldige Fahrer stressen lassen. Aber insgesamt sind hier nur relativ wenig Autos unterwegs. Irgendwann fuhren wir aus den Bergen raus und dann war klar, dass es wohl nichts mehr wird mit weiteren Bären heute. Enttäuscht waren wir trotzdem nicht, denn wir hatten die Bären ja so lange beobachten können. Doch plötzlich stoppte das Auto vor uns und wir konnten wieder unser Glück kaum fassen, denn aus dem Gebüsch am Strassenrand tapsten drei Bären (dieses mal eine Mutter mit 2 Kleinen) gemütlich über die Strasse. Wie schön und was für ein toller Abschluss dieses ereignisreichen Tages. Wir sind happy und zufrieden. 

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